Vielen lieben Dank für eure Antworten! Es beruhigt mich, dass ich zumindest nicht die Einzige bin, die sich Gedanken in die Richtung macht.
Ich finde generell, dass unsere Gesellschaft das Thema "Kinder" sehr schwarz weiß darstellt (zumindest kommt es mir so vor). In meiner Wahrnehmung gibt es nur "Kinder sind das größte Glück auf Erden" oder " Kinder sind super anstrengend, du hast dann kein Leben mehr". Ich persönlich glaube halt, dass die Wahrheit da - wie bei so vielen Dingen - irgendwo in der Mitte liegt. Wenn dem nicht so wäre, könnte ich mit ziemlicher Sicherheit sagen, keine Kinder zu wollen. So will ich z.B. noch super viel reisen im Leben und weiß auch, dass ich das auch in den nächsten 2-3 Jahren nicht soweit ungesetzt haben werde, dass ich "gesättigt" bin. Auch da denke ich mir, da kann ich doch nicht die Einzige mit sein? Wer hat denn in seinen 20-igern/während des Studiums schon so viel Geld, um alle Länder zu bereisen? Aber ich denke mir, dass man auch mit Kindern verreisen kann, auch weiter weg (auch wenn die Art des Reisens dann sicher eine andere ist), gerade wenn die Kinder mal größer sind. Da finde ich es mit Hund fast schon schwieriger (keine Flugreisen möglich). Aber vielleicht habe ich da auch eine grenzenlos unrealistische Vorstellung, wenn ich glaube, dass "nicht das ganze Leben vorbei ist", sobald man Kinder hat.
Das Gleiche beobachte ich auch beim Thema "Kinderwunsch". Man hört immer nur von Frauen, die auf einmal einen ganz starken Kinderwunsch hatten oder von den Frauen/Paaren, die gar keine Kinder wollen. Etwas dazwischen scheint es fast nicht zu geben. Dabei weiß ich, dass es bei meinen Eltern z.B. so war. Die dachten sich wohl "Kinder wären schön, aber wenn es nicht klappt, ist das auch ok". Dann hat es ganz lange nicht geklappt (wegen einiger Probleme, aber es war zumindest kein PCOS) und dann kam ich. Meine Eltern waren da auch fast 40. Ich weiß jedoch, dass eine Kiwu-Behandllung nie Thema war und auch nie infrage gekommen wäre. Ich für meinen Teil sehe das ähnlich, auch wenn meine Tendenz stark in die Richtung " Kinder auf jeden Fall, aber halt noch nicht JETZT" geht. Ich wüsste nicht, ob ich mich der Tortur unterziehen würde, wenn ich ehrlich bin. Klar, ein paar Hormone/Medikamente nehmen würde ich vll schon, aber ich denke nicht, dass ich irre Mengen Geld für eine künstliche Befruchtung ausgeben würde. Auch würde mich ein unerfüllter Kinderwunsch vermutlich nicht in eine existenzielle Krise stürzen (kann ich jetzt natürlich nicht sagen, aber ich gehöre definitiv nicht zu den Frauen, die der Meinung sind, dass ein Leben ohne Kinder "sinnlos" wäre.
Ich finde es generell schwierig, in die Richtung irgendwie zu planen. Auch habe ich immer noch Schwierigkeiten mit der Vorstellung, dass man Kinder so richtig "plant", wie ein Projekt. Klar verhütet man zusätzlich, wenn ein Kind so gar nicht ins Leben passt, aber ich hatte immer die Vorstellung, dass das dann halt irgendwie passiert - oder auch nicht. Erst durch PCOs (und damit auch NFP, denn ich bein aufgrund der Erkrankung zu NFP gekommen) bin ich immer öfter in Schwangerschaftsforen gelandet und habe begriffe wie "Hibbeln" usw. kennengelernt.

Das ist auch gar nicht abwertend gemeint (hoffe das kommt nicht so rüber), ich bin vielmehr regelrecht fasziniert davon, wenn ich Dinge lese wie "wir basteln gerade an Kind 4". Eben weil mir das so total fremd erscheint.
Im Prinzip bin ich aktuell zum ersten Mal in meinem Leben, irgendwie "zur Ruhe gekommen". Die letzten Jahre war immer irgendetwas, was ich verarbeiten musste oder womit ich zu kämpfen hatte. Auch in Sachen Beziehung habe ich immer noch das Gefühl, mich da erst so richtig reinfinden zu müssen (wir wohnen auch nicht zusammen, was viele ja schon seltsam finden) und beruflich ist, wie gesagt auch gerade einiges im Umbruch. Würde ich jetzt ungewollt schwanger werden, sähe das ganze vermutlich anders aus, vielleicht würde ich dann sagen "das passt schon irgendwie".
Gleichzeitig sträubt sich in mir so viel gegen die Vorstellung als Mutter lange Zeit allein zuhause zu bleiben wegen der Kinder. Ich beschäftige mich viel mit feministischen Themen und finde es einfach cool, wenn Paare sich da die Verantwortung teilen, beide in Elternzeit gehen und auch beide zeitnah wieder arbeiten. Allerdings ist mir auch klar, dass das hierzulande nicht so einfach ist wie z.B. in Skandinavien, wo es exzellente Betreuungsmöglichkeiten gibt Und da mein Partner wesentlich mehr verdient (liegt auch an der Branche, aber es wurmt nich trotzdem, da genau der Statistik zu entsprechen), wäre dann wahscheinlich ich diejenige. Nicht nur, dass sich das negativ auf mein Rentenkonto auswirken würde (Atersarmut ist nicht ohne Grund weiblich), ich sehe mich auch einfach nicht als alleinige (!) Hausfrau und Mutter. Allein beim Wort "Hausfrau" rollen sich mir die Zehennägel auf

Heißt das jetzt, dass ich eine schlechte Mutter wäre?
Ich frage mich auch, warum ich gerade jetzt so viel darüber nachdenke. Vielleicht hängt es wirklich damit zusammen, dass man sich eher mit so etwas beschäftigt, wenn gerade nicht so viel ansteht. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich oft Angst habe, alles Gute im Leben wieder zu verlieren - also auch meine Beziehung. Wenn ich so mitbekomme, wegen was sich Leute teilweise trennen, denke ich mir nicht selten: "was stimmt nicht mit mir?" Mein Freund und ich sind teilweise sehr unterschiedlich und trotzden "läuft" alles so gut und ohne größere Dramen. Kann das denn sein? Wenn es doch so viele Trennungen gibt und selbst "Beziehungserfahrene" so viele Schwierigkeiten haben (wobei ich mir bei vielen Trennungen denke, dass sie gar nicht wirklich 'nötig' wären, wenn die Leure nicht so ein unrealistisches Traumbild von der perfekten Beziehung oder dem perfekten Partner im Kopf hätten. Jedoch frage ich mich dann, ob ich da überhaupt mitreden kann, da ich ja viel zu wenig Lebenserfahrung in der Hinsicht habe). Ich suche also gewissermaßen das Haar in der Suppe. Oder den Haken an der Sache. Und je besser meine Beziehung läuft, desto mehr spiele ich in meinem Kopf das Szenario durch, dass wir uns ja mit großer Sicherheit spätestens dann trennen werden, wenn ich irgendwann Kinder will und er (nocb) nicht. Denn das hört man ja immer wieder, dass Beziehungen deshalb auseinander gehen. Würde ich mich wegen der Kinderfrage trennen? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Das Argument ist ja immer, dass man dad auf jeden Fall tun sollte, weil man sonst sein Leben lang unglücklich ist. Ich finde das schwierig, denn dem liegt ja die Annahme zugrunde, dass man immer und jederzeit einen neuen Partner findet, mit dem man dann auch in absehbarer Zeit Kinder bekommt. Aufgrund meines jahrelangen Singledaseins schätze ich die Chance darauf aber z.B. deutlich geringer ein, als es die meisten Frauen tun würden.
Auf der anderen Seite habe ich schon von vielen gehört, dass gerade Männer erst wirklich über Kinder nachdenken, wenn SIE das Ganze zum ersten Mal auf den Tisch bringt. Liegt vielleicht an der Biologie. Ich würde jedoch behaupten, dass viele Männer (und Frauen!) heutzutage deutlich später eine Familie gründen würden, wenn es nicht alterstechnisch so schwierig wäre. Auch finde ich den Gedanken, sich (auch) wegen des Partners/der Partnerin für oder gegen Kinder zu entscheiden, nicht per se verwerflich. Natürlich gilt das nicht, wenn man wirklich partout keine/unbedingt Kinder will. Aber wenn man(n) es sich prinzipiell vorstellen kann, warum nicht? Wo wir wieder bei der Frage wären, ob es in Sachen Kinderwunsch wirklicb nur dieses "schwarz und weiß" gibt.
Mir geht es tatsächlich etwas besser mit der Situation, seit ich mit meinem Freund darüber gesprochen habe. Er weiß also, wie ich dazu stehe und das mich das beschäftigt sowie dass ich mit großer Sicherheit schon irgendwann mal Kinder möchte. Er ist zwar eigentlich der deutlich "sesshaftere" Typ von uns beiden, plant aber generell nicht so viel. Auch Urlaube etc. muss meistens ich organisieren, zumindest den Stein mal ins Rollen bringen.
Auch habe ich ein deutlich besseres Gefühl, seit ich NFP mache und begonnen habe, mein PCOs auf natürliche Weise (Ernährung, Schlaf, Lebensstil,...) in den Griff zu bekommen. Zum einen, weil ich so genau sehen kann, wie es um meinen Zyklus bestellt ist, ob und wann ich ES habe - und weil ich das Gefühl habe, selbst etwas zu tun. Würde ich einfach nur die Pille nehmen und irgendwann absetzen (wie es leider PCOS Frauen immer wieder von den Ärzten und Ärztinnen geraten wird), wäre meine Unsicherheit vermutlich viel größer. Eben weil ich ja gar nicht wüsste, wie sich mein Körper nach dem Absetzen verhält und ich mit meiner PCOS-Journey dann praktisch bei 0 starten würde - was bei vielen Frauen ja auch der Fall ist, die entweder erst dann diagnostiziert werden oder erst bei einem Kinderwunsch die Pille absetzen. Da bin ich zumindest auf einem guten Weg, da ich immer wieder neue Sachen ausprobiere und schaue, wie sich was auf meinen Zyklus und meine Symptomatik auswirkt. Ich tue das zwar in erster Linie für meine Gesundheit, aber es ist natürlich auch in Hinblick auf einen späteren Kinderwunsch eine gute Herangehensweise.
Sorry für den Roman, aber es tut gut, da mal in Ruhe drüber zu reflektieren. Liebe Grüße