Wie glücklich Leute von außen aussehen und wie glücklich sie es wirklich sind, sind erst einmal zwei verschiedene Sachen für mich. Und dann kommt noch hinzu, dass das Glück der anderen Leute ja vielleicht nicht Dein eigenes ist! Ich bin (fast) 28 und möchte auch keine Kinder. Vielleicht ändert sich das, vielleicht nicht, aber so klingt es erst einmal traurig für mich, dass Du zusätzlich zu dem, dass Dich der Gedanke an eigene Kinder (ggf. für den Moment) einfach nicht glücklich macht, auf einer Metaebene unglücklich bist (weil: wieso bist Du denn nicht glücklich damit?). Mega Gehirn-Abfuck.
Bzgl. des Gedankens, dass Du etwas verpassen oder es bereuen könntest: Du könntest ebenso gut später die Entscheidung, Mutter zu werden, bereuen. Oder den Nachwuchs mit Deinem Superpartner in die Welt gesetzt zu haben. Weißt Du ja auch nicht. Und ja, ohne Kinder wirst Du nicht (aus erster Hand) wissen, wie es ist, Kinder zu haben. Umgekehrt verpassen die Menschen mit Kindern formal die Erfahrung, wie es ist, wirklich mehrere Jahrzehnte seiner aktiven Erwachsenen-Zeit mit ggf. gutem Einkommen ohne Kinder zu leben. Spontaner Kurztrip nach Barcelona? Let's do it. Ausschlafen jedes Wochenende, sofern die Arbeit es zulässt? Kein Problem! Sich nicht zwischen Schlafmangel und aus der Kita eingeschleppten Infekten mehrere Jahre lang zerreiben? Yeah! Einfach mal machen, was man selbst will, wenn man es wirklich braucht, ohne für auf einen angewiesenen Menschen da sein oder Rücksicht nehmen zu müssen? I dig it. Was ich damit sagen will: Familienleben beinhaltet mit Sicherheit tolle Dinge, aber ein Leben ohne Nachwuchs kann doch auch geil sein. Umgekehrt können sich beide Arten zu leben auch vollkommen beschissen anfühlen, aber das liegt mE nicht per se am jeweiligen Lebensmodell. Beide "Lebenswege" (die ja auf ihre Weise noch einmal mannigfaltig gestaltbar sind) beinhalten Elemente, die es im anderen Modell nicht oder weniger stark ausgeprägt gibt. Oder wo man verschiedene Erfahrungen zu verschiedenen Zeitpunkten macht. Aber deswegen ist es doch nicht schlimm, das eine oder das andere zu nehmen. Oder sich mit 39 Jahren umzuentscheiden. Diesen Gedanken, dass Du
nur dann etwas verpasst, wenn Du Dich
nicht jetzt (oder binnen X Jahren) für Kinder entscheidest – den halte ich ganz klar für eine Illusion.
Ich habe vor einigen Jahren recht lange damit gehadert, dass ich in anderer Hinsicht nicht dasselbe wie viele andere Frauen um mich herum wollte (das mag auch an den Kreisen gelegen haben, in denen ich mich bewegt habe) – da habe ich mich dann auch gefragt, warum will ich das nicht, was stimmt nicht mit mir, gepaart mit dem Gefühl, das, um was es da gedanklich ging, als Person auch gar nicht (ehrlich, wahrhaftig) sein oder wollen zu können. Wie so die Wahl zwischen Pest und Cholera: Ich passe mich entgegen meiner Wünsche/Seele an und bin unglücklich oder habe eben so dieses ganz schlechte, unterschwellige, eklige Gefühl, dass etwas doch nicht passt, auch wenn es oberflächlich (für andere) total gut aussehen mag (ganz schlechte Entscheidung, mMn) oder ich... tu's nicht und bin vielleicht unglücklich? Spoiler: Unglücklich bin ich bis jetzt nicht geworden. Du bist Du und Dich gibt es nur einmal so. Natürlich kannst Du versuchen, jemand anderes zu werden/sein, aber das ist in meinen Augen komplette Verschwendung. Das beinhaltet für mich auch, aus Konformismus Dinge wollen zu wollen und sich dabei schlecht zu fühlen, wenn's insgeheim doch (noch) nicht so ist.
Was Hundebabys und Katzen angeht: Vergangenes Jahr habe ich zwei Wochen lang auf eine Katze aufgepasst und in einer Phase, in der ich etwas mehr Stress hatte, bin ich fast verrückt geworden, als mir klar wurde, dass die Katze kognitiv gar nicht verstehen kann, dass ich in
zwei Minuten zum Futtergeben herunterkomme und dass sie somit nicht das ganze Haus zusammenschreien braucht. Das war unglaublich anstrengend für mich, und da habe ich mir auch gedacht, wenn ich das auf ein Baby extrapoliere, es wäre die Hölle für mich. Und wir reden hier von einer Katze, die um 18 Uhr Essen wollte und sonst recht ruhig war. Was ich sagen will: Damit bist Du also nicht alleine.
Pulpo hat geschrieben: ↑Montag 30. Mai 2022, 13:15
Wenn ich dann aber eine glückliche Freundin sehe, dann möchte ich auch so ein Glück empfinde können. Aber es ist halt ihr Glück, nicht meines. Wisst ihr, wie ich meine?
Das klingt für mich halt so wie ein verschobenes Problem, das sich daraus speist, dass Du mit Deinem momentanen Leben nicht ganz so glücklich bist. (?) Wie wenn man immer danach schielt, wie glücklich xy doch mit seinem/ihrem Leben ist und dann fühlt man sich beschissen. Da würde ich eher darüber nachdenken, warum das so ist und wozu Du Lust hättest, als einfach Dinge zu übernehmen, die für Dich nicht so toll klingen, andere aber super glücklich machen. (Gerade bei so lebensveränderndem Zeug.) Denn Du sagst ja: Es kann deren Glück sein, aber genauso gut nicht Dein persönliches. Aber vielleicht habe ich Dich falsch verstanden. Bei mir fängt Glück im Kleinen an, ich überlege immer, was ich machen mag und dann mache ich, wenn möglich, GENAU DAS, und das macht mich unglaublich glücklich einfach. Das finde ich auch aufregend. Aber dazu musste ich für mich lernen, Geduld und aufrichtiges Interesse und eine sehr liebevolle Haltung zu mir selbst zu entwickeln. Da sind andere, glückliche Menschen überhaupt kein Maßstab. (Wobei ich mich natürlich freue, wenn meine Freunde und lieben Menschen und so auch alle glücklich sind, ist doch super.)
Das sind alle meine Gedanken, bitte sag's, wenn ich an der einen oder anderen Stelle unsensibel war oder das Thema verfehlt habe. Manchmal habe ich es nicht so auf dem Schirm und im Grunde hadere ich ja auch gar nicht damit, keine Kinder zu wollen, sodass Du meinen Kommentar vllt. gar nicht willst.
