mal kritisch gefragt - für Jugendliche?

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Wolljaeckchen
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Registriert: Samstag 5. November 2011, 23:09

Re: mal kritisch gefragt - für Jugendliche?

Beitrag von Wolljaeckchen »

Auch wenn dieser Thread schon länger existiert, möchte ich auch jetzt noch meine Meinung dazu schreiben.

Ich arbeite als Ausbilderin und Lehrerin bei einem kath. Bildungsträger mit dem sog. "benachteiligten Klientel" in der Altersgruppe unter 25j. in mehreren Maßnahmen.
Zuerst im "Werkstattjahr", welches der Berufsvorbereitung vorgelagert war.
Zeitgleich und später auch in der Berufsvorbereitung.
Diese Maßnahmen stehen unter dem Stichwort der Qualifizierung, so daß die Mehrzahl der Teilnehmer (TN) zwischen 16 und 19J. liegt.
Weiterhin arbeitete ich in einem Projekt, was sich an junge Eltern und Schwangere wendet - unter 25J mit Kindern bis zu 3J, welches statt der Qualifizierung die Aktivierung für den Arbeitsmarkt auf der Fahne hat.
Die meisten dieser TN sind alleinerziehende Mütter - bislang gab es erst 3 Verheiratete und einen Vater.

Dabei konnte ich feststellen, daß Verhütung für dieses Klientel entweder gar kein Thema ist, oder der Sinn der Regelmäßigkeit nicht eingesehen wird.
Bei diesem Bildungsträger gibt es viele "Wiederholungstäterinnen".
Teilnehmerinnen, die als Schulschwänzerinnen mit 15J schon die, dem Werkstattjahr vorgelagerte, Schulwerkstatt besuchten, um die allgemeine Schulpflicht zu erfüllen.
Dort gab es im Jahr 2010/2011 bei 24 TN (Jungs und Mädels) gleich 5 Schwangerschaften, weil der Aufklärungsunterricht von ProFamilia derart familienfreundlich durchgeführt wurde, weshalb es bei meinem Arbeitgeber keinen solchen Unterricht mit externen Anbietern mehr geben darf.

In dem Projekt für "junge Mütter und Schwangere" fanden sich immer wieder Teilnehmerinnen der anderen Maßnahmen ein.
Schwanger mit 15 kommt zwar schon seltener vor, doch unter den 17jährigen mit Entbindungstermin vor dem 18. Geburtstag entwickelt sich ein regelrechter Boom.

Ursachen hierfür - zwar nicht repräsentativ, doch von mir persönlich nachgefragt;
1. Die unregelmäßige Einnahme der Pille
2. Unkenntnis darüber, daß Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten die Wirkung der Pille aufheben
3. Keine Aufklärung beim Gynäkologen, über Anwendung/Nebenwirkungen/Alternativen bzw. Ignoranz gegenüber der Aufklärung.
(Wenn das Gegenüber mir eh nicht zuhört... warum dann Zeit für Aufklärung verwenden?)
4. Fehlendes Verständnis auf Grund mangelnder Bildung
(- ich kann gar nicht schwanger sein, ich bin doch gar nicht gekommen)
(- die 3-Monats-Spritze reicht doch für ein Jahr)

Bei den Teilnehmerinnen, die bei "Schwangeren/Müttern" 23-25J alt sind, gibt es etliche, die 3 Kinder haben oder zum 3. Mal gerade schwanger sind.
Abgesehen von der Vielzahl der Schwangerschaften möchte ich die hohe Zahl der Abbrüche auch nicht unerwähnt lassen.

In dieser Gruppe, wie auch in der ganz jungen Gruppe unter 16J., herrscht die Meinung des "Lustprinzips" vor:
Sie sind der Meinung sie dürften und müßten Sex haben dürfen, wann immer und so oft sie möchten.
(in der Schulwerkstatt teilweise einfach auf den Toiletten oder im Außenbereich während der Unterrichtszeiten)

Und sie lassen sich nicht durch die REGELMÄßIGE Einnahme von Verhütungsmitteln reglementieren.
Das schränke ihre Freiheit ein.

Der 24jährigen 3-fach Mutter wollte ich NFP empfehlen, weil sie die Pille angeblich nicht vertrüge - ihrer Freundin sei am 2 Tag nach dem Einsetzen die Spirale schon wieder rausgefallen und andere Gründe andere Verhütungsmittel nicht zu nutzen - doch ihre Antwort:
"Einmal täglich die Pille zu nehmen, ist mir schon zuviel. Da müßte ich viel mehr aufpassen und rumrechnen! Ich will Sex haben, wenn ich geil bin und an nichts anderes denken. Wir nehmen dann eben ein Kondom. Tja, und wenn es platzt.... ich habe schon 3 Kinder, warum sollte ich nicht noch ein Viertes groß kriegen? Ich liebe Kinder. Und mein derzeitiger Freund hätte halt auch gerne eins mit mir."

Ich habe etliche meiner Schützlinge, egal in welchen Maßnahmen - zum Aufklärungsunterricht in den Schulen befragt und fand für mich heraus, daß der einfach zu spät kommt und nicht weit genug geht.
Dieser Unterricht spiegelt nicht die Lebenswirklichkeit der heutigen Jugend wider.
Wenn der "Aufklärungsunterricht" erst daher kommt, wenn die Jugendlichen 13J sind, kommt er zu spät.
Und das Thema Verhütung wird bewußt ausgeklammert, um sich nicht den Zorn etlicher Eltern zuzuziehen.

Es werden zwar immer wieder die Aidshilfen, oder andere Externe eingeladen, die das Kondombenutzen zeigen und nach dem Vortrag Kondome verteilen, doch Zyklus und Verhütung kommen im Unterricht nicht vor.
Die Gratiskondome werden nach dem Vortrag gleich aufgeblasen/mit Wasser gefüllt und vermüllen den Schulhof.

Viele unserer Mädchen, die mit 16/17J. schwanger werden/wurden, hatten mit 14/15 schon mind. 2 Abbrüche.
Von den jungen Müttern hatten etliche vor dem Kind und auch danach insgesamt mind. 2 Abbrüche.
Eine meiner Kandidatinnen mit jetzt 3 Kindern im Abstand von jeweils 26 mon. hatte zwischen dem 2. und dem 3. Kind einen Abbruch, eine Ausschabung (Fehlgeburt) und noch einen Abbruch plus der letztlich ausgetragenen Schwangerschaft innerhalb von 4 Monaten.
Die 3. Schwangerschaft mußte ausgetragen werden, weil der letzte Abbruch noch nicht lange genug her war.

Sie wissen alle, daß sie schwanger werden können und wie das geschieht, doch Verhütung ist für viele überhaupt kein Thema.
Und wenn es ein Thema ist, dann sollte die so bequem wie möglich sein.

Vielen Jugendlichen - nicht allen - fehlt schon die Disziplin im Alltag-/Schul-/Berufsleben, weshalb ich NFP für diese Altersgruppe nicht empfehlen würde.
Eine meiner früheren Teilnehmerinnen (23J. mit 3jähriger Tochter) nutzte meinen Vorschlag mit NFP zu verhüten gar dazu nochmals schwanger zu werden.
So rum hat das auch geklappt.

Doch auch unter meinen studierten Kolleginnen ist NFP kein Thema.
Kaum eine von denen hat sich überhaupt mit ihrem Zyklus beschäftigt - oder macht sich gar mal ein Kreuz in den Kalender, wenn die Periode beginnt.
Sie wollen eine bequeme Verhütung.
Und 1x täglich die Pille einzuwerfen ist eben bequem und wird nicht hinterfragt - sie wissen auch gar nicht, daß es unterschiedliche Präparate mit unterschiedlicher Wirkungsweise gibt.
Seit 25-30Jahren nehmen sie immer das selbe Präparat, ohne nachzufragen, ob es nicht mal was wirkstoffärmers gäbe.
Ebenfalls wird nicht nach Alternativen gesucht.
Selbst Single-Frauen, die schon über einen langen Zeitraum keine Beziehung hatten, nehmen die Pille ohne "Anlaß" weiter - aus der Befürchtung heraus sie könnten gleich einen Mann kennenlernen und hätten dann keinen Schutz.

Damit komme ich zu meinem persönlichen Fazit:
NFP ist nur etwas für Frauen, die ihren Körper kennen und eigenverantwortlich mit ihm und ihrem Zyklus umgehen möchten, wozu sie auch die nötige Disziplin aufbringen müssen.
Dabei/dafür ist das Alter kein Thema - egal ob als Jugendliche, oder als Frau kurz vor der Menopause.

Leider haftet NFP immer noch das Vorurteil an, daß man viel rumrechnen, viel aufschreiben muß, nur damit es dann doch total unsicher sei/wäre.
Eine Aufklärung über NFP ist einfach nicht gewünscht,
Da wurden die Frauen halt über Jahrzehnte schon gut von den Pharmafirmen indoktriniert.
Niemand möchte wirklich etwas davon wissen, was ich persönlich schade finde.
nicole266
Beiträge: 326
Registriert: Sonntag 25. August 2013, 22:42

Re: mal kritisch gefragt - für Jugendliche?

Beitrag von nicole266 »

Hallo Wolljäckchen,
vielen Dank für deinen Einblick. Ich habe gesehen, dass du vor einigen Jahren schon mal einen Post zu Verhütungsansichten von Männern geschrieben hattest. Es ist einfach sehr schade, wie ignorant mit dem Thema umgegangen wird. Mich macht das oft wütend und ich verstehe nicht, dass man sich so gar nicht für seinen Körper interessieren kann. Als wär's ein lästiges Übel :(
Jahrg. 80, ein Eileiter undurchl., Endometriose // 05/2015 1. IVF, aber kein Transfer // 08/2015 1. Kryo - positiv // 05/2018 + 11/2018 Kryos negativ // 02/2019 spontan schwanger
Wolljaeckchen
Beiträge: 7
Registriert: Samstag 5. November 2011, 23:09

Re: mal kritisch gefragt - für Jugendliche?

Beitrag von Wolljaeckchen »

Hallo Nicole,

meine studierten Kolleginnen sind mehrheitlich Sozialpädagoginnen.
Doch gerade die möchten sich nicht mit dem Thema auseinander setzen.
Die jüngeren (Ende 20 bis Ende 30) bekommen gerade geplant Kinder, Ü40 haben meist keine Kinder.
Ich halte Verhütung und natürlich Schutz vor Infektionskrankheiten für ein essentielles Thema bei unserem jungen Klientel.
Meine Ausbilderinnen-Hauswirtschafts-Kolleginnen sind da genauso handfest wie ich.
Wenn die Jugendlichen in den Werkstätten/Küchen sind und praktisch arbeiten fallen eher mal solche Themen, weil sie durch der Hände Arbeit abgelenkt sind, als im Einzelgespräch mit den PädagogenInnen.

Leider wurde mir auch schon mal ein "Maulkorb" verpaßt - besonders, was muslimische Mädchen betrifft.

Da gibt es beim bildungsfernen Klientel leider sehr viele, die aus "Aberglaube" überhaupt keine Kenntnisse über ihren Zyklus haben.
Und leider ist es mittlerweile üblich, daß Schülerinnen und auch Schüler mit oder ohne Religionszugehörigkeit vom Aufklärungsunterricht von ihren Eltern befreit werden.
"Jungfräulichkeit" ist da leider ein so großes Thema, was zu traurigen Blüten führt, daß die 17jährige gar bitterlich weinend vom WC kam und mir anvertraute, daß sich keine Jungfrau mehr sei, obwohl sie gar nichts gemacht hätte - da wäre Blut im Pipi.
Anhand der mir geschilderten Symptome kam mir der Gedanke sie habe eine Blasenentzündung und sollte zum Arzt gehen.
Glücklicherweise ging sie zum Arzt und hatte nur eine Blasenentzündung.
Der bestätigte ihren Eltern auch gleich die Jungfräulichkeit monierte aber, daß sie wund sei.
Für mich kein Wunder, wenn man mit Harndrang dauernd zum WC geht und sich mit hartem Papier abputzt, doch von der Mutter bekam sie richtig Mecker, weil sie sich "untenrum" widerrechtlich "rumgespielt" habe.

So haben wir bei der Arbeit mit den Jugendlichen einerseits die Problematik mit völlig unaufgeklärten Jugendlichen und andererseits mit Teenagerschwangerschaften und Abbrüchen.
Auch Feigwarzen oder Pilzinfektionen spielen mitunter eine Rolle.

Jungs sind gar so veranwortungslos, daß sie behaupten sie könnten durch puren Anblick erkennen, ob ein Mädchen "sauber" sei.
Hin und wieder kommt gar heraus, daß es unter den Jungs junge Väter - teilweise sogar mehrfach mit unterschiedlichen Müttern - gibt, die sich dadurch hervor tun, die Mütter ihrer Kinder als Schlampen zu bezeichnen, weil sie ihnen die Kinder angehängt hätten.
Ich sage dann immer: "Wieso ist Verhütung Frauensache? Wenn sie nicht Vater werden möchten, tun sie ihren Teil bei der Verhütung."
Sie tun sich oftmals gar zusammen, wenn es darum geht legal keinen Unterhalt zu bezahlen.
Ein Jugendlicher, der mit 18J. zum 3. Mal Vater mit 3 versch. Müttern wurde, antwortete auf meine Frage: "Wenn sie doch gar nicht Vater werden und sich nicht um die Kinder kümmern möchten - warum schützen sie sich nicht? Mal ganz abgesehen von den übertragbaren Krankheiten."
"Ach, ich werde nie über Hartz4 verdienen. Davon kann ich eh keinen Unterhalt bezahlen. Also ist es doch egal, wieviele Kinder ich mache."

Manchen Jungs meinen auch sie könnten mich aus der Fassung bringen mit: "Frau Sch..., wieso bekommen die Mädchen eigentlich ihre Tage?"
Dann kriegen die einen Zyklusvortrag samt Tafelbild vom feinsten.
Doch auch dafür bin ich von den Sozialpädagoginnen schon verwarnt worden.
Ich würde meine Kompetenzen überschreiten, das sei Thema für's SKT (SozialKompetenzTraining)

Sie selbst vermeiden jedoch diese Themen, weil sich immer wieder "Eltern" über derlei Unterrichtsinhalte beschweren.
Ich rede wohlgemerkt von "Eltern" in Anführungszeichen, weil sich gerade diese Eltern bislang gerade kaum bis gar nicht um ihre Kinder gekümmert haben.
Hätten sie es nämlich, hätten die Jugendlichen nicht die Schule geschwänzt, bis sie rausflogen, oder hätten einen Ausbildungsplatz - wären also im normalen Berufs-/Ausbildungsleben und nicht in unseren Maßnahmen.

Mütter lassen es zu, daß sich junge Männer Ü21 mit ihren minderjährigen Töchtern U16 "vergnügen" - verbieten ihren Töchtern aber die Pille.
- Da ist NFP sicher erstmal kein Thema - oder ignorieren, daß sich ihr derzeitiger "Freund" an die Tochter ran macht.

Es gibt auch etliche sog. Reha-TeilnehmerInnen, die sind entweder intelligenzgemindert oder haben eine soziale Behinderung (fehlendes Sozialverhalten gilt schon als Behinderung).
Besonders die intelligenzgeminderten Mädchen sind ganz wild auf Sex - können die Dimension aber gar nicht einschätzen.
(kam in anderen Einrichtungen auch schon vor, daß sich mehrere Jungs über ein solches Mädchen her machten - in Abstellräumen oder WCs, doch Einschreiten ist uns Mitarbeitern verboten - es gehört unter den Teppich gekehrt, damit die Zuweisungen vom Jobcenter auch weiterhin gewährleistet sind und wir auch alle noch einen Job haben)
Auch da ist Verhütung leider kein Thema.
Viele dieser Mädchen würden überhaupt nicht verstehen, worum es bei Verhütung geht und ihnen einfach ein Mittel zu verabreichen würde gegen ihre Selbstbestimmung verstoßen.
Personen, die das anregen werden in meinem beruflichen Umfeld gar in die Euthanasie-Ecke zu Dr. Mengele gestellt.

Ich stelle fest, daß mein Aufklärungsunterricht in den 70er Jahren in einer sauerländischen Kleinstadt umfangreicher war, als der jetzige in Großstädten am Niederrhein - trotz besserer Medien und dem Zugang dazu.

Damals wurde vorweg beim Elternabend besprochen: "Aufklärungsunterricht JA oder NEIN".
Bei JA nahmen dann alle Kinder teil - auch die, deren Eltern dagegen gestimmt hatten.
In meiner Schule waren es eher die Erzkatholiken als die Muslime, auch wenn wir einige "Gastarbeiterkinder" in den Klassen hatten, die dagegen gestimmt hatten.
Auch in den 70ern gab es schon das Grundgesetz.
Trotzdem sahen die Eltern keine Veranlassung ihre Kinder vom Aufklärungs-, Sport- oder gar Religionsunterricht zu befreien.

Bei meiner Müttergeneration war die Pille zwar kein Thema für die Öffentlichkeit, doch nahezu jede Frau nahm sie, nachdem sie 2-3 Kinder hatte.
Ich bin Jahrgang 1967 mein Bruder 1969.
An den Schulen gehörten wir noch zu den geburtenstarken Jahrgängen, doch dann kam es ja zum sog. "Pillenknick" bei den Geburtenraten.

Verhütung ist eigentlich mehr ein Thema für die Selbstbestimmung der Frau, als daß man damit die Weltbevölkerung regulieren sollte/dürfte.
Chinas "1-Kind-Politik" hat auf dem Land nicht so richtig funktioniert und brachte dann leider eine Geschlechterselektion hervor.
Jungen zählten mehr und Mädchen wurden vielfach abgetrieben.
Dann gab es einen Überschuß an geschlechtsreifen Jungs, was zu Mädchenraub führte.
In Pakistan und Indien sind Mädchen immer noch so wenig wert, daß die ausgesetzt, getötet, verätzt und verbrannt werden.
In etlichen Ländern dieser Welt bestimmen immer noch Männer, wann eine Frau Sex zu haben und wieviele Kinder zu bekommen hat.
Von Mädchenbeschneidungen will ich mal erst gar nicht anfangen.

Die Kenntnisse über natürliche Verhütungsmethoden sind über die Jahrhunderte verloren gegangen, weil Männer ihre Machtpositionen stärken wollten.
Kenntnisse über den eigenen Zyklus und NFP gibt den Frauen die Selbstbestimmung über ihren eigenen Körper zurück.
Mir scheint, daß es in dieser "männerdominierten" Gesellschaft einfach nicht gewünscht ist, daß NFP wieder Thema wird.
Mal abgesehen von der Pharmaindustrie, die sich an chemischer Verhütung und an der Behandlung derer Nebenwirkung goldene Nasen verdienen.

Generell empfinde ich die Kenntnisse über Verhütung bei Jugendlichen als einfach zu gering - trotz der Mediendichte und -verfügbarkeit.
Eltern, die ihren Töchtern U16J. die Pille verweigern - egal wie ich jetzt zur chem. Verhütung stehe - werden damit nicht verhindern können, daß ihre Kinder Sex haben.
Ungewollte Schwangerschaften mit Teenie-Eltern ohne Ausbildung kosten die Gesellschaft als Ganzes sehr viel mehr, als freie Verhütung für alle.
Und Schwangerschaftsabbrüche sind kein Verhütungsmittel.
fritzikira
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Re: mal kritisch gefragt - für Jugendliche?

Beitrag von fritzikira »

Ich hatte mit 16 meinen ersten festen Freund u bekam auch sofort die Pille u vor allem hat mir niemand etwas über andere Verhütungsmöglichkeiten erzählt (außer Kondome). Ich hab die Pille dann ein Jahr lang genommen, dann hieß es, ich könne keine Kinder bekommen - also die Pille abgesetzt. Neun Jahre später, also vor fast zwei Jahren :-), bin ich Mama eines Jungen geworden. Wäre er ein Mädchen geworden, würde ich definitiv zu gegebener Zeit auf alle Fälle von hormonfreien Verhütungsmöglichkeiten und der Pille erzählen und auch die Menstruationstasse empfehlen
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SunnyFrani
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Re: mal kritisch gefragt - für Jugendliche?

Beitrag von SunnyFrani »

Bumm. Wolljaeckchen, bin echt geplättet. :wtf: :( Aber danke für Deine Einblicke. :)
Mit Trackle als Thermi in Zyklus Nr. 60+.
Verhütung bis Nr. 54. – ☆ in Nr. 55, Juni '18. – Schwanger in Nr. 58, Geburt im Juni '19.
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JolantaMcTantra
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Re: mal kritisch gefragt - für Jugendliche?

Beitrag von JolantaMcTantra »

Ich bin auch völlig schockiert über das, was du berichtest, Wolljaeckchen... Einfach unglaublich...
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+++ mit nfp unterwegs seit Ende 2013 +++
Lotti2013
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Re: mal kritisch gefragt - für Jugendliche?

Beitrag von Lotti2013 »

Sprachlos ... :silent:
Hormonfrei seit 08/15 mit 39 Verhüterzyklen, hibbelig seit 06/19
⭐ 03/2020
https://www.mynfp.de/zyklus/freigabe/XC ... 2j4tGDpSIb
iSprung
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Re: mal kritisch gefragt - für Jugendliche?

Beitrag von iSprung »

fritzikira hat geschrieben:bin ich Mama eines Jungen geworden. Wäre er ein Mädchen geworden, würde ich definitiv zu gegebener Zeit auf alle Fälle von hormonfreien Verhütungsmöglichkeiten und der Pille erzählen und auch die Menstruationstasse empfehlen
Darf ich gerade mal ganz ketzerisch fragen, warum Du das Gespräch über (hormonfreie) Verhütungsmethoden nicht auch "zu gegebener Zeit" mi (D)einem Sohn führen würdest? Das mit der Menstasse verstehe ich ja noch irgendwie (ist vllt. weniger nützlich/unmittelbar relevant für ihn), aber ich sehe nicht. wieso das ein geschlechtsspezifischer Themenkomplex sein sollte, von dem man nur Töchtern erzählt.
Akino
Beiträge: 18
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Re: mal kritisch gefragt - für Jugendliche?

Beitrag von Akino »

Ich hatte mit 16 meinen ersten Freund und bin nach dem ersten gerissenen Kondom panisch zum Frauenarzt gerannt und hab mir die Pille danach und die allgemeine Pille verschreiben lassen. Von meinen Eltern kam deutlich die Ansage, dass ich unter wirklich gar keinen Umständen schwanger werden sollte... Da ich immer lange Beziehungen hatte (und mein erster Freund Ex-junkie war, weswegen das Thema AIDS-Test ganz ganz früh auf den Tisch kam) war das vielleicht objektiv noch nicht mal unvernünftig...

Da ich aber seit frühester Jugend psychisch nicht ganz aufm Dampfer bin, ärgert es mich schon, dass mir die Pille so ohne nachzufragen verschrieben wurde, dass ich nie irgendjemanden hatte, mit dem ich über solcherlei Dinge reden hätte können und dass ich auch dann keine sachliche Beratung zum Thema Pille + Psyche bekommen habe, als ich angefangen habe, sie von meiner Frauenärztin vehement einzufordern (O-ton: wollen sie nicht lieber langsam über Kinder nachdenken?)

Ob ich verantwortungsbewusst genug gewesen wäre die STM anzuwenden, wenn sie mir jemand verständlich erklärt hätte: ich denke ja. Allerdings war meine Jugend (wie die meisten anderen Jugenden vermutlich auch) von zuviel Alkohol und durchgemachten Nächten bestimmt und ich hätte wahrscheinlich vor lauter Störfaktoren niemals etwas auswerten können :D

Was ich meinen potenziellen Kindern raten würde weiß ich nicht. Ich würde versuchen, überhaupt so ein Verhältnis zu haben, dass wir darüber reden können. Ich würde ihnen beibringen, dass ihr Körper ihnen gehört und sie alleine darüber verfügen dürfen.
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Sandrina9
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Registriert: Donnerstag 23. Juni 2016, 08:52

Re: mal kritisch gefragt - für Jugendliche?

Beitrag von Sandrina9 »

iSprung hat geschrieben:
fritzikira hat geschrieben:bin ich Mama eines Jungen geworden. Wäre er ein Mädchen geworden, würde ich definitiv zu gegebener Zeit auf alle Fälle von hormonfreien Verhütungsmöglichkeiten und der Pille erzählen und auch die Menstruationstasse empfehlen
Darf ich gerade mal ganz ketzerisch fragen, warum Du das Gespräch über (hormonfreie) Verhütungsmethoden nicht auch "zu gegebener Zeit" mi (D)einem Sohn führen würdest? Das mit der Menstasse verstehe ich ja noch irgendwie (ist vllt. weniger nützlich/unmittelbar relevant für ihn), aber ich sehe nicht. wieso das ein geschlechtsspezifischer Themenkomplex sein sollte, von dem man nur Töchtern erzählt.
Da stimme ich voll und ganz zu. Mein jetziger Freund kannte sich mit dem Thema auch nicht aus - nicht mangels Interesse, sondern weil ihm das einfach nie erklärt wurde. Weder in der Schule noch von den Eltern. Jetzt kennt er sich bestens aus, findets total super, ist auch "Pillenfeind" und meint, er vertraut mir bei der Sache voll und ganz. Und respektiert, wenn ich "Kondom" schreie, haha. :lol:

PS: FUN FACT: Ich habe übrigens einen männlichen Freund der behauptet, er könne am Geschmack erkennen, ob seine Frau fruchtbar sei... sie verhüten zwar auch mit Kondom, aber ich fand den Kommentar witzig. NFP mal anders rum. :clap:
36, long time user

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