Huhu, guten Abend Mädels,
erstmal vielen lieben Dank und toll, dass ich und DIEiris als "Akademiker-Küken" mit unserem Kinderwunsch auch hier in der Runde so viel positive Rückmeldung bekommen
Ich fürchte zwar, dass mir in nächster Zeit auch noch andere Meinungen entgegenschlagen werden - aber damit kann ich gut leben
Ich finde es einfach sooo schade: Einerseits wird zwar immer bemängelt, dass AkademikerInnen zu wenige und v.a. zu spät Kinder bekommen - auf der anderen Seite wurde in meinem gesamten Studium (über 5 Jahre!) kaum/gar nicht auf das Thema Karriere & Kinderplanung eingegangen

In den obligatorischen Seminaren zu Berufsperspektive & Praxis wurden immer die ach so tollen Ex-Absolventen eingeladen, die bereits auf eine langjährige glänzende Karriere zurückblicken können, entsprechend die 30 schon hinter sich gelassen haben und das Thema Kinder kam in der Vorstellung gar nicht erst auf…
Wie soll man sich denn da fühlen, als 25jährige, mit großem Kinderwunsch, umgeben von karrierebezogenen Kommilitonen und ambitionierten Profs mit hohen Erwartungen

Wieso können die Unis nicht mal Frauen einladen, die im Studium oder kurz danach Kinder bekommen haben? Solche Beispiele würden echt vielen Mädels Mut machen, selbst wenn bei diesen Frauen nicht alles immer super gelaufen ist - aber es würde uns einfach zeigen dass andere Wege auch okay sind und funktionieren!
Was mich bei der ganzen Diskussion am meisten stört (und das ist nur meine Meinung!)
Mal ganz ehrlich, mit welcher der folgenden beiden Frauen hat man mehr Mitleid:
Die Frau ende 30 mit toller Karriere, aber einem unerfülltem Kinderwunsch oder mit einer Frau, die sich schon früh (bewusst & glücklich!) für die Familiengründung entschieden hat und aus diesem Grund im weiteren beruflichen Leben mit etlichen Hindernissen/Karriereeinschnitten und Unverständnis zu ihrer Entscheidung konfrontiert wird?
Ich denke definitiv mit der Karrierefrau. Gängige Argumentation: Ist doch ihr gutes Recht, sich erstmal ausschließlich dem Beruf zu widmen und selbst zu verwirklichen, immer höher auf der Karriereleiter zu steigen und auf DEN perfekten Zeitpunkt für Kinder zu warten (der so wohl nie wirklich kommt

). Aber man ist dann voll des Mitgefühls, wenn es dann mit dem Schwangerwerden ende 30 nicht mehr so einfach klappt, wie gedacht. Die junge Frau mit Kind wird immer wieder den Vorwurf zu hören bekommen: Wieso hast du mit dem Kinderbekommen nicht länger gewartet, Du hättest dir so viele Probleme ersparen können, selbst Schuld...? Wieso muss man sich für solch eine Entscheidung immer wieder rechtfertigen?
Ich möchte dabei auch in keiner Weise Frauen angreifen, die aufgrund ihrer Karriere den KiWu lange aufgeschoben haben und wünsche wirklicher keiner von ihnen, dass sie ungewollt kinderlos bleiben muss. Nur stört mich eben die häufig allgegenwärtige Einstellung: "35 ist doch kein Alter um problemlos SS zu werden" - muss nicht, kann aber schon zum Problem werden!! Und das vergessen bzw. unterschätzen glaube ich doch leider viele Frauen

Da wäre es einfach schön, auch anderen Lebensmodellen mehr Achtung und Wertschätzung entgegen zu bringen
Und davon abgesehen: selbst nach den obligatorischen 2-3 Jahren im Beruf stellt eine SS für die (weitere) Karriere einer Frau immer eine umumkehrbare Weichenstellung dar, oftmals verbunden mit entsprechenden Nachteilen für die Karriere. Nach einiger Zeit im Beruf hat man sich schon einiges aufgebaut und das gibt man, denke ich, dann häufig eben auch nicht gerne auf. Und dann verschiebt man die für Anfang 30 so vermeintlich perfekt geplante Familiengründung zugunsten eines sensationellen Jobangebots noch weiter nach hinten, klettert auf der Karriereleiter weiter nach oben. Und dann soll ja noch unbedingt geheiratet, ein Haus gekauft werden - perfekt eingerichtet werden muss es natürlich auch - man will noch die Welt bereisen, genug angespart haben und…
Diese (sicherlich etwas vereinfachte und überspitzte) Schilderung zeigt mir eben mal wieder deutlich, das es DEN einen perfekten Zeitpunkt einfach nicht gibt! Vielmehr muss jede(r) für sich entscheiden wo die individuellen Prioritäten liegen und wenn die klar sind, gibt es meiner Meinung keine falsche Entscheidung… Und ich habe in keinster Weise etwas gegen diese Vorstellung - solange ich denken kann war die "klassische" Reihenfolge auch für mich schon immer die richtig sinnvolle Wahl. Nur dann bekam ich im Sommer eben die Diagnose Endomeriose und wir haben darüber nachgedacht, was mir/uns letztendlich im Leben am wichtigsten ist, und das ist eben die eigene kleine Family. Und damit wir uns diesen Traum einmal nicht schlimmstenfalls nur durch Hilfe Dritte erfüllen können haben wir uns nun eben dazu entschieden, vermeidbare Risiken zu miminieren, indem wir die "klassische Reihenfolge" etwas modifizieren

Und ich freue mich schon sooo auf dieses kleine große Abenteuer unseres Lebens
Und um diesem Thema zum Schluss noch konkrete Formen zu verleihen: Ich darf mich ab heute endlich auch offiziell unter die aktiven Hibblerinnen zu mischen - JA, wir dürfen nun endlich mit dem Basteln loslegen

Ich hatte heute die Nachkontrolle bei meiner FÄ, es war ein tolles Gespräch und sie steht total positiv hinter meiner/unserer Entscheidung
Aber auch wenn ich zukünftig nun eher bei den hibbeligen Hühnern und entspannten Kurvenbeobachterinnen unterwegs sein werde, schaue ich ganz bestimmt weiterhin regelmäßig bei Euch vorbei
