Hallo zusammen,
gerne würde ich mit euch meine Erfahrungen zum Thema Kinderwunsch teilen. Vielleicht hilft es ja jemandem. Als dieses Thema für mich damals "aufs Tablett" kam, habe ich lange im Internet nach differenzierten Meinungen hierzu suchen müssen und es war schwierig, Artikel zu finden, in denen Frauen schreiben, dass das einfach nicht immer schon ihr größter Wunsch war.
Ich bin jetzt 38 und habe von 1995-2012 hormonell verhütet. Erst die Pille und dann irgendwann den Nuvaring. Meine Eltern haben wir mit 15 wg. meiner Haut dazu geraten und dann waren sie heilfroh, dass ich die Pille nehme, weil das gefühlt Schlimmste, was passieren kann, ist eine eintretende Schwangerschaft in jungen Jahren. Meine Eltern waren auch mal ganz aus dem Häuschen, als ich mit 18 mal spontan woanders übernachtet habe und dann die Pille erst mittags genommen habe. Ich erinnere mich noch sehr gut an diese Situation
Naja, ich denke, dass die Haltung meiner Eltern, obwohl sie natürlich grundsätzlich nichts gegen Kinder hatten, maßgeblich dazu beigetragen hat, dass ich unglaublich lange riesige Angst davor hatte, schwanger zu werden - souzusagen ein Worst-Case-Szenario, dass sich tief in mein Unterbewusstsein eingegraben hat. Außerdem kann hormonelle Verhütung, sich wohl auch negativ auf den Kinderwunsch auswirken, wie ich mal gelesen habe. Ich hatte auch große Angst, was mit einem Baby alles hinsichtlich Mutterrolle und eingeschränkter Freiheit auf einen zukommt. Das Ganze schwebte immer wie ein großes Monster über mir. Und wirklich loslassen konnte ich dieses Monster erst dieses Jahr, aber dazu komme ich später.
1998 habe ich meinen Mann kennengelernt, 2004 haben wir geheiratet. Kinder wurden ewig nicht thematisiert. Ab 2012 hat mein Mann immer mal wieder mit dem Thema angefangen, aber ich habe das immer geblockt. Ende 2012 habe ich mit dem Nuvaring aufgehört, da ich diverse Problem hatte. Wir haben dann mit Kondom verhütet.
Zum Jahreswechsel 2014/2015 hat dann mein Mann das Thema direkt angesprochen und ob wir es nicht einfach darauf ankommen lassen sollen. Wir hatten ein sehr langes Gespräch dazu und ich 3 Tage Angst

Vor allem die vermeintlichen Einschränkungen mit Baby haben mich in Panik geraten lassen.
Irgendwo im Internet habe ich dann den Tipp gelesen, man soll sich doch mal vorstellen, wie das Leben mit einem Kind ist, dass schon viel älter ist. Der Gedanke, einen Sohn oder eine Tochter im Alter von 18 oder 20 zu haben, Gespräche mit ihnen zu führen etc. hat sich sehr gut angefühlt. Daraufhin habe ich mich darauf eingelassen und wir haben ab 1/2015 nicht mehr verhütet. Da war ich 35. Und es passierte erstmal nix und mein Mann und ich haben dieses Thema auch nicht mehr weiter angesprochen. Wir hatten ganz normal Sex nach Lust und Laune ohne im geringsten auf fruchtbare Tage o.ä. zu achten. Ich hatte trotz dieser bewussten Entscheidung nach wie vor diese Angst in mir. Und dann hatte ich im Mai 2018 einen positiven Test in der Hand und ich war total von den Socken und hab natürlich gleich wieder Panik geschoben. Mein Mann hat die Situation aber super gemeistert. Ich habe mich dann immer mehr mit dem Gedanken angefreundet und freute mich dann tatsächlich drauf. Leider hatte ich dann nur 5 Tage nach dem positiven Test eine Fehlgeburt. Da war ich in der 6. SSW, ich habe wirklich erst sehr spät getestet.
Daraufhin hat mich eine nie geahnte Traurigkeit erfasst und alles mögliche andere an psychologischen Themen kam nach oben.
Mittlerweile würde ich mich sehr freuen, wenn ich schwanger werden würde. Die Angst ist größtenteils weg. In diesen wenigen Tagen, in denen ich von der Schwangerschaft wusste, habe ich mich intensiv damit beschäftigt, wie ich möglicherweise mein Leben mit einem Kind weiterleben könnte, auch und v.a. Reisen etc. Das hat mir sehr geholfen.
Zu meinem Mann: er wäre ein wundervoller Vater und würde beruflich deutlich kürzer treten, um Zeit mit seinem Kind verbringen zu können. Auch war für uns beide immer klar, dass es gar nicht für mich zur Debatte steht, nicht mehr zu arbeiten. Das war auch immer so eine komische Paranoia von mir, obwohl meine Mutter immer gearbeitet hat.
Mit NFP habe ich nach der Fehlgeburt angefangen, weil ich mich vermehrt mit meinem Zyklus beschäftigen wollte und wissen wollte was da los ist. Wir haben weiterhin Sex nach Lust und Laune ohne auf die "richtigen" Tage zu achten. Nur ich weiß das halt jetzt genauer
Nunja, jetzt ist der Post recht lange geworden, aber vielleicht hilft es ja der ein oder andern von euch. Wichtig ist in meinen Augen auch, dass man gemeinsame Werte und Vorstellungen hat, wie man als Eltern sein will. Dazu haben wir auch viele Gespräche geführt, auch in Bezug auf unsere eigenen Eltern.
Ich würde euch wirklich wünschen, dass ihr nicht erst durch eine Fehlgeburt müsst, um sich auf ein Kind einlassen zu können. Ich habe diese Erfahrung scheinbar gebraucht.
Ich bin gespannt, was die Zukunft für uns bereit hält.
