Hey!
Ich habe mir eigentlich schon länger vorgenommen, auf die letzten beiden Beitrage von euch, Sandeee und Franziline, einzugehen - jetzt komme ich endlich dazu.
Franziline: Ich finde deine Gedanken sehr spannend. Ich glaube, es ist eher selten, dass Menschen sich für eine Adoption entscheiden "einfach so", also ohne dass sie selbst schon versucht hätten, biologische Kinder zu bekommen. Was eigentlich merkwürdig ist, wenn man mal bedenkt, dass so eine Schwangerschaft und Geburt körperlich nicht gerade ein Spaß ist und gleichzeitig viele Kinder keine Eltern haben. Andererseits sind die Hürden für Adoption auch ganz schön hoch - ohne dass ich mich da jetzt selbst schon informiert hätte - was sicherlich auch viele abschreckt. Und die Vorstellung, selbst schwanger zu sei hat wahrscheinlich für viele Frauen - ist zumindest bei mir so - auch etwas extrem Reizvolles, trotz aller Strapazen, die damit einhergehen. Ich finde es jedenfalls toll, dass du dir da so bewusst Gedanken drüber machst, ob eine Schwangerschaft
dein Weg sein soll, ein Kind zu bekommen, denn ich denke, viele Frauen bzw. Paare denken über diese Option einfach von vornherein nicht nach, weil der andere Weg als der Selbstverständliche gilt.
Du hast auch geschrieben, dass du die Vorstellung schön findest, einem kleinen Menschen die Welt zu zeigen. Das hast du finde ich gut ausgedrückt, genauso geht es mir auch. Und dafür ist es eigentlich egal, ob dieser Mensch das biologische Kind ist oder nicht.
Erzähl gerne weiter, wie dein Entscheidungsprozess da abläuft und falls du dich detaillierter mit dem Thema Adoption beschäftigst auch gerne darüber...
Sandeee: Ich versuche mal, zu den von dir geäußerten Sorgen einzeln was zu schreiben.

Was, wenn das Kind behindert werden würde?
Das ist tatsächlich eine schwierige Frage, die sich nicht pauschal beantworten lässt, da es ja auch richtig viele verschiedene Behinderungen oder Krankheiten gibt, die ein Kind haben kann, wenn es zur Welt kommt. Oder später. Ich finde auch die Frage extrem schwierig, was ich machen würde, wenn vor der Geburt schon klar ist, dass das Kind eine schwere Behinderung hat. Ich würde eher denken, dass eine Abtreibung in so einem Fall für mich keine Option ist, aber wirklich sagen lässt sich das vorher ja nicht. Da muss man selbst in der Situation sein. Wie meintest du die Frage denn selbst - eher auf die Schwangerschaft selbst bezogen, also ob du sie weiterführen würdest oder eher darauf bezogen, wie das wäre mit einem behinderten Kind zusammen zu leben?
Was, wenn irgendetwas während der SS schiefgeht? So viele Freunde und Bekannte hatten einen Spätabort....
Ja...noch so eine schwierige Frage.

In meinem Bekanntenkreis gab es bisher nur einen Spätabort, aber mehrere vor der 12. Woche. Ich versuche selbst, mir darüber nicht so viele Gedanken zu machen und das beste zu hoffen...vermutlich kein so hilfreicher Rat.
Was, wenn ich das Muttersein bereue?
Wenn du das schon so schreibst, hast du möglicherweise die Debatte um die Studie "Regretting motherhood" mitbekommen. Wenn nicht, googel es mal. Ich glaube, dass auch das etwas ist, was man vorher nie wirklich wissen kann bzw. dass keine von uns wirklich ausschließen kann, es irgendwann zu bereuen. Aber ich denke, dass viel auch daran hängt, wie man für sich selbst das Muttersein gestaltet. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es bereuen würde, wenn ich eine Mutter werden würde, die Vollzeit zu Hause ist, den Haushalt und die Kinder betreut, während mein Freund arbeiten geht. Für andere Frauen ist vielleicht gerade das schön, für mich aber nicht.
Glücklicherweise können wir das Muttersein aber auch anders gestalten, weiter arbeiten gehen, anderen Interessen nachgehen...auch wenn auch das nicht so einfach ist und viel Planung, Energie, Aushandlung mit dem Partner und auch eine gewisse Resistenz gegenüber Leuten erfordert, die einem erzählen wollen, dass man das alles vielleicht doch besser ganz anders machen sollte. Ich glaube, wenn man immer wieder über die eigenen Bedürfnisse nachdenkt und nach Möglichkeiten sucht, sie auch - gemeinsam mit der Familie oder anderen nahestehenden Menschen - zu befriedigen, ist die Gefahr, es mal zu bereuen, gar nicht so groß.
Was wird aus unseren Fernreisen, die wir zelebrieren und lieben?
Ich habe einen Hund und glaube, der ist ein viel größeres Hindernis für Fernreisen als ein Kind.

Die kann man zumindest relativ problemlos im Flugzeug mitnehmen. Sicher wird es Dinge geben, die mit Kind nicht genauso funktionieren wie ohne, aber das Kind wird ja schließlich auch älter und ich denke, sehr viele Dinge lassen sich mit dem Kind genauso gut unternehmen wie ohne.
Was wird aus der gemeinsamen Zeit zu zweit?
Ich glaube auch da ist es wichtig, sehr viel auf die eigenen Bedürfnisse zu achten und sich vor allem auch Hilfe von der Familie oder Freunden zu holen, die das Kind regelmäßig mitbetreuen, damit die Zeit zu zweit nicht zu kurz kommt. Da wäre ich dann schon bei dem Punkt, den du zum Schluss ansprichst: deine Angst, allein zu sein. Das finde ich tatsächlich wichtig, ich glaube allein sein kann wirklich ein großes Problem sein, vor allem in der Anfangszeit mit Kind. Haben du und dein Freund denn schon über Elternzeit geredet? Die könntet ihr ja auch parallel nehmen, damit nicht einer von euch alleine mit dem Kind rumhängen muss. In deinem Post klingt es jetzt erstmal eher so, als würdest du die Hauptverantwortliche für das Kind werden, aber das muss ja nicht zwingend so sein.
Alternativ und ergänzend würde ich an deiner Stelle schon jetzt aktiv nach Leuten suchen. Sowas wie Mitmachen bei Vereinen, ein Ehrenamt, Sport zusammen mit anderen...ich weiß nicht, ob ihr eher ländlich oder städtisch wohnt - in der Stadt ist es wahrscheinlich etwas leichter, Anschluss zu finden, aber auch auf dem Dorf geht es. Ich würde das unbedingt tun, auch unabhängig vom Kinderwunsch - keine Freunde zu haben an dem Ort, an dem man sich die meiste Zeit aufhält, ist immer blöd.
Und dann gibt es ja noch sowas wie Leihomas oder Opas..ältere Menschen ohne eigene Enkel, die gerne helfen wollen, ein Kind zu betreuen. Ist vielleicht auch eine Möglichkeit.
Soviel erstmal von mir - ich bin gespannt darauf, bald wieder von euch zu lesen. Oder von anderen.
