Erster Zyklus, war Sex sicher?

[Bärenfängerin]

Hallo zusammen!
Vorweg: Ich schreibe diesen Text für meine Freundin, da sie im Moment keine Zeit hat, uns die Hilfe aber dringend ist.
Zunächst ein paar allgemeine Infos: Wir haben diesen Monat das erste Mal mit der natürlichen Methode verhütet, davor hat sie gar nicht verhütet. Hormonell gesehen hat ihr Körper also keine Änderungen in letzter Zeit erfahren. Sie hat sich zu dem Thema gut informiert und auch ich denke, dass ich ein gewisses Grundverständnis gebildet habe. Sie konnte mit der Temperaturmessung erst etwas später starten, da wir erst verspätet ein passendes Thermometer gefunden haben.
Nun zu unserer Frage: Meine Freundin hat im aktuellen Zyklus zwei Tage ausgeklammert, da sie an diesen Tagen besonders früh aus dem Tiefschlaf gerissen wurde und die Temperaturmessung gering ausviel. Zu erwarten war eigetlich eine höhere Temperatur, da vormals ein hoher Temperaturanstieg festzustellen war. Ihres Wissens nach, kann die Temperatur geringer ausfallen, wenn man wenig geschlafen hat und in einer Tiefschlafphase misst. Ist diese Annahme korrekt? War das Ausklammern in Ordnung? Da wir in der Nacht von gestern auf heute (16. -> 17.12.) ungeschützten Sex hatten, möchten wir wissen ob die automatische Auswertung des Systems als korrekt anzunehmen ist und der Sex somit sicher war?
Bis vor wenigen Stunden war sie hier in dem Forum noch nicht angemeldet und wir haben die Auswertung manuell ausgeführt. Da wir das erste Mal mit der natürlichen Methode verhüten, sind wir entsprechend unsicher und wollten nun nochmal auf Nummer sicher gehen und euch fragen, da das Gewissen einem dann doch keine Ruhe lässt

Vielen lieben Dank schon mal!

Edit: Zyklus hier https://www.mynfp.de/display/view/nphd5d5vrvx2/" target="blank

[_SummerBreeze_]

Hallo Bärenfängerin,

herzlich willkommen

Die Klammern an ZT 15 und 19 sind meines Erachtens falsch. Geklammert werden nur erhöhte Werte.
Ich frage mich, ob nicht eher der Wert an ZT 18 geklammert werden müsste. Was genau ist mit "Feiern"gemeint? Spätes Schlafengehen? Wenig Schlaf? Womöglich auch in Kombination mit Alkohol?

[Bärenfängerin]

Danke für die Antwort. Dass nur erhöhte Werte ausgeklammert werden, wusste ich nicht. Ich habe das jetzt angepasst, nun ergibt die automatische Auswertung kein Ergebnis mehr.
Ich möchte noch darauf hinweisen, dass ich am ZT 17 den MuMu als weich und offen empfunden habe, am ZT 19 eher als hart und geschlossen. Zusammen mit der Qualität des ZS, habe ich darauf geschlossen, dass der Eisprung irgendwann um den 18 ZT passiert sein muss. Ist das falsch?

[iSprung]

Ganz grundsätzlich: Ist es nicht sinnvoller, für sich selbst VOR dem ungeschützten GV abzuklären, ob die Auswertung so okay ist und nicht erst im Nachhinein? Das zieht im schlimmsten Fall einen ganzen Rattenschwanz an Konsequenzen nach sich, wenn die Auswertung sich im Nachhinein als falsch herausstellt, man da aber vor dem GV nicht sonderlich drüber nachgedacht hat.

Was SummerBreeze sagt, ist korrekt. ZT 15 und 19 gehören nicht geklammert, da Ausreißer nach unten grundsätzlich nicht geklammert werden. Die Klammerregeln findet ihr hier: http://www.nfp-forum.de/viewtopic.php?t=22815" target="blank Ohne die Klammerung an ZT 15 ist ZT 14 als ehM aber schon einmal hinfällig. Man kann also sagen, dass die aktuelle Auswertung so von Deiner Freundin zurecht geklammert wurde und eigentlich nicht haltbar ist.

ZT 18: Am Anfang empfiehlt es sich, lieber sparsam zu klammern, weil man dort die Schwankungsbreite der eigenen Tieflage sowie die Auswirkungen von Stärfaktoren für sich und/oder in Kombination nur bedingt einschätzen kann. Einzige Ausnahme ist hierbei das Klammern möglicherweise gestörter Werte im Anstieg: Hier wird geklammert, um zu vermeiden, dass durch gestörte Messwerte verfrüht freigegeben wird. ZT 18 fällt aber nicht in einen auswertbaren Anstieg der Temperatur hinein, also müsste man sich nun überlegen, wie man da vorgehen will.
Ohne Klammerung von ZT 18 fiele die ehM also auf ZT 24 und die unfruchtbare Zeit würde frühestens an ZT 26 beginnen, mit der Klammerung von ZT 18 fiele sie auf ZT 22 (ZT 21 zählt zum Anstieg und ist mit Störfaktor versehen) und die unfruchtbare Zeit würde an ZT 24 beginnen, also heute abend, sofern die Auswertung des Östrogenzeichens so bestehen bleibt (was zu erwarten ist).

Welche der beiden Optionen wäre nun besser: Östrogenzeichen und Temperatur sollen zwar stets unabhängig voneinander ausgewertet zu werden, als Faustregel kann man sich jedoch daran orientieren, dass der Schleimhöhepunkt im Zeitraum von fünf Tagen vor der ehM bis drei Tage danach angesiedelt sein sollte. Das spräche also eher für die ehM an ZT 22. So oder so hattet ihr aber innerhalb des (im Rahmen der sensiplan-Regeln) fruchtbaren Zeitraums ungeschützten GV. Schaut euch echt nochmal die Klammerregeln an. Die sind gerade beim Verhüten richtig wichtig.

Zusammen mit der Qualität des ZS, habe ich darauf geschlossen, dass der Eisprung irgendwann um den 18 ZT passiert sein muss. Ist das falsch?

Der Eisprung findet in der Regel im Zeitraum von zwei Tagen vor der ehM bis einen Tag danach statt. Genauer lässt es sich nicht wirklich sagen. Ist aber auch nicht notwendig, die Regeln geben Dir ja den Zeitraum an, in dem Du postovulatorisch definitiv nicht mehr fruchtbar bist. Wenn Du aber selbst schon vermutet hast, dass der Eisprung um ZT 18 herum war, sollte Dir die Auswertung doppelt komisch vorkommen. Das wäre im Falle einer "richtigen" ehM an ZT 14 niemals vorgekommen. Gut über die Methode informiert zu sein, ist eine Sache, aber das entbindet einen nicht davon, jede Auswertung nochmal auf ihre Plausibilität zu prüfen...

[Bärenfängerin]

Ok, eine ausführliche Antwort mit Fragen wird noch folgen, jetzt möchte ich erst mal ganz platt gesprochen nur wissen: Brauche ich also jetzt die Pille danach? GV ist 18h her, hilft sie noch?

[iSprung]

Ich würde sagen nein. Die Pille danach bringt ja nur etwas, solange der Eisprung noch nicht passiert ist: Sie zielt doch gerade darauf ab, den Eisprung zu verschieben und das geht nur, wenn sie mit genügend Vorlaufzeit eingenommen wird. Rein realistisch jetzt: Das von Dir geschilderte Verhalten des Muttermundes sowie die Eintragungen zum Zervixschleim lassen stark vermuten, dass der Eisprung eher früher als später passiert ist, d.h. mit aller Wahrscheinlichkeit schon durch ist und auch mit hinreichendem Abstand zum GV stattgefunden hat. Wenn ein Ei gesprungen ist, ist es etwa 12 Stunden befruchtungsfähig. Wenn man ganz konservativ rechnen möchte, vielleicht 18 Stunden - aber nicht länger. Heißt: Der GV gestern Nacht sollte also nicht "gefährlich" gewesen sein, nein, auch wenn er im formal fruchtbaren Zeitraum lag. Aber auch nur, wenn man eben davon ausgeht, dass der Eisprung zeitlich ungefähr dort verortet ist, wo Du ihn vermutest. Hundertprozentig sicher sagen kann man es aber trotzdem nicht, da eben aktuell die Bestätigung des Eisprungs durch eine ehM fehlt. Zählen die 36.65°C nun in Deine Hochlagen-Temperatur, sodass eine Einnahme der Pille danach definitiv unnötig wäre? Niemand hier weiß es, ebenso wenig wie Du, weil es keine vergleichbaren Aufzeichnungen gibt.

Wie sicher bist Du Dir denn mit Deiner Vermutung? Wenn Du noch nie Hormone genommen hast und Deinen Zyklus schon etwas besser kennst, könnte Dir das ja auch nochmal Anhaltspunkte geben, auch wenn Du zuvor keine Aufzeichnungen geführt hast.

Rückfragen: Auf jeden Fall, gerne...

[SunnyFrani]

Möglichkeit für ab dem nächsten Zyklus: bei oral bleiben, aber länger messen.
Oder Messort wechseln und bei 3min bleiben.

[Bärenfängerin]

Vielen Dank für eure Antworten und Tipps! Die Temperatur blieb bis jetzt erhöht und aufgrund des Zervixschleims und des harten Muttermundes vermute ich stark, dass ich meinen Eisprung bereits hatte.
Für das nächste Mal werde ich auf jeden Fall mit der Auswertung länger warten und nur noch erhöhte Werte klammern, falls ein Störfaktor diese manipuliert haben könnte. Vielleicht werde ich zusätzlich auch noch Ovulationsstreifen verwenden, um den Eisprung sichrer bestimmen zu können...

[martina1992]

Hallo Bärenfängerin,
wenn du dich strikt an die Regeln hältst ist nfp sehr, sehr sicher. Dass man gleich zu Anfang schon perfekt mit den Klammerregeln umgehen kann ist glaub ich eher die Ausnahme als die Regel. Deswegen immer lieber nochmal nachlesen und im Zweifel hier nachfragen, ob die Auswertung korrekt ist.

Ovu-Tests brauchst du nicht. Sie sind nicht immer zuverlässig und verwirren oft mehr als dass sie weiterhelfen...

[iSprung]

Ich schließe mich Martina an.
Ich denke nicht, dass Dir Ovulationstests irgendeinen Sicherheitsvorteil geben werden. Die postovulatorisch unfruchtbare Zeit ist vollkommen sicher, wenn sie nach den sensiplan-Regeln bestimmt wird. (Und mit vollkommen sicher meine ich auch wirklich das: In den Studien zur Methodensicherheit von sensiplan gab es keine einzige Schwangerschaft die darauf zurückzuführen gewesen ist, dass die postovulatorische unfruchtbare Zeit nicht definitiv unfruchtbar gewesen wäre. Die "Sicherheitslücke" bei sensiplan ist die Bestimmung der präovulatorischen unfruchtbaren Zeit.) Bei Dir ist es halt daran gescheitert, dass Du dies nicht korrekt getan hast - was jedem mal passieren kann, klar, aus solchen Dingen lernt man.

Es wird nicht grundlos an manchen Stellen empfohlen, die ersten drei Zyklen noch nicht freizugeben und lieber einfach zu beobachten, um einen Eindruck davon zu kriegen, wie sich das Östrogenzeichen verhält, wie die Temperatur sich mit und ohne Störfaktoren verhält usw. Auch, um dieses theoretische Regelwissen, was man sich im Idealfall angeschaut hat, überhaupt erst einmal in einen Zusammenhang mit dem eigenen Körper zu bringen und zu verstehen, wie sich das Zyklusgeschehen in der Kurve äußert. Mich wundert wirklich, dass es Dich nicht stutzig gemacht hat, dass der vermutete Zeitpunkt des Eisprungs mehrere Tage nach der zurechtgeklammerten ehM war. Man lernt doch eigentlich, dass die Temperatur das Zeichen ist, das i.A. postovulatorisch ansteigt. Das ist ein ganz wesentlicher Teil des Funktionsprinzips symptothermaler Methoden. Klar, Martina hat's schon gesagt: Natürlich weiß man am Anfang noch nicht alles bzw. kann sämtliche Regeln von Anfang an korrekt anwenden und findet alles sinnvoll. Das ist normal. Aber im Zweifelsfall sollte man, denke ich, dann wohl auch lieber nicht freigeben. (Jaja, Moralapostel-Modus fertig... Aber keine Ahnung, Deine Einschätzung Deiner Kurve klingt für mich schon sehr gewagt dafür, dass Du absolut keine weiteren Zyklusaufzeichnungen als Rerefenz hast. Ich finde auch jetzt noch, dass die Kurve ein bisschen komisch ist und ich hätte da wohl abgewartet und weiter beobachtet.)

Noch ein allgemeinerer Kommentar zum Schluss: Im ersten Post hieß es, Du hättest Dich "gut informiert" - anhand welcher Quellen hast Du Dich denn mit den sensiplan-Regeln beschäftigt? Der Wissensteil hier - https://www.mynfp.de/wissen" target="blank - und die Einsteiger-Lektüre "Natürlich & Sicher" vom TRIAS-Verlag führen eigentlich ganz gut in die Methode ein. Zu letzterem Buch gibt es zusätzlich ein begleitendes Arbeitsheft, in dem die Auswertung von Kurven geübt werden kann. Wenn Dir das alles schon bekannt ist, will ich nichts gesagt haben, aber dort steht auf jeden Fall alles zur Verhütung mit sensiplan drin, was Du wissen musst. (Die von der Community erstellten Klammerregeln als sinnvolle Richtlinien mal ausgenommen, aber die wurden hier ja auch verlinkt.) Ansonsten gibt es natürlich noch die Möglichkeit, die Methode in einem Kurs zu lernen respektive bei Problemen/Unsicherheit hier zu fragen, da wird sich auch immer jemand finden, der nochmal über eine Kurve drüberschaut o.ä.