Ich habe den ganzen Thread gelesen und kann viele Schilderungen so auch bestätigen, sowohl bzgl. der Faulheit und Unwissenheit im Umgang mit hormonellen Verhütungsmitteln, das STM-Halbwissen der Frauenärzte und auch die sehr geteilten Reaktionen des Umfelds, wenn man von natürlicher Familienplanung und Verhütung berichtet:
Ich bin damals zu der Pille gekommen, weil nach mehreren 3-Monats-Zyklen ein Verdacht auf PCOS bestand und die Pille (ohne KiWu) das logische Mittel der Wahl wurde... ich war 18 und hab mich ehrlich gesagt nicht weiter damit befasst, was es an Nebenwirkungen gibt oder was mögliche Alternativen sein könnten. Von meiner FA wurde mir das mehr oder weniger so präsentiert: "Sie haben erhöhte männliche Hormone, ich verschreibe Ihnen die Minipille, das wird helfen, das Hormongleichgewicht herzustellen" Hormongleichgewicht klang toll, gleichzeitig war es super praktisch, die Blutung selbst steuern zu können, wenn es unpassenderweise sonst den Badespaß im Urlaub geschmälert hätte. Und meinen damaligen Freund hat der positive Nebeneffekt, auf Kondome verzichten zu können, natürlich gefreut
Zu meiner Schande muss ich sagen, dass ich bis zum Absetzen der Pille auch nicht so viel Einblick hatte, was die Pille mit dem Körper so anstellt und was der Unterschied zwischen der Abbruchblutung und dem natürlichen Zyklus ist. Ich hab stattdessen einfach brav die Pillen geschluckt, zum Glück ohne größere Nebenwirkungen. "Seltsamerweise" war mein Zykluschaos nicht einfach von alleine geheilt und als es an die KiWu-Planung ging, stieß ich dann durch Recherche selbst auf NFP. Ich hab nach einem Mittel gesucht, Licht in das Dunkel des Endloszyklus zu bringen, zu schauen, was da abläuft und ob sich von Mal zu Mal was verbessert. Als ich dann mit meiner Kurve bewaffnet wieder bei der FA vorstellig wurde und ihr berichtete, dass ich immer noch sehr lange und wahrscheinlich auch noch anovulatorische Zyklen habe, hat sie sich zwar positiv darüber geäußert, dass ich die Temperatur messe - im selben Atemzug kam dann aber der Kommentar, dass das alleine schon ausreicht, eine Schleimbeobachtung wäre unnötig. Und es wäre außerdem doch schon ein super Zeichen, dass meine Temperatur sogar ab und an bis 37 Grad (Ausreißer? Messfehler? - egal!) hoch geht, also alles supi bei mir. Na ja, sie hat zwar von der Methode offenbar keine Ahnung, ist immerhin nicht ablehnend oder herablassend aufgetreten. Dennoch gibt es mir das Gefühl, mit einer Wand zu reden. Meine KiWu-Ärztin war skeptisch, weil sie meinte, dass es manche Frauen auch zu sehr unter Druck setzt. Sie hat aber auch eingeräumt, dass ich das gerne weitermachen soll, wenn es mir ein gutes Gefühl gibt. Das werte ich schon mal als ein Fortschritt gegenüber meiner FA!
Meiner Mutter hatte ich erzählt, dass ich die Pille abgesetzt habe und mit STM versuche, zu beobachten, was mein Körper so macht. Sie kannte das nicht als Verhütungsmittel oder Methode, um den Zeitraum des ES zu bestimmten, hat aber mit Temperaturmessung damals immerhin festgestellt, dass sie schwanger war. Negative Kommentare gab es nicht, und ich glaube auch, dass sie mir da auch nicht reinreden würde, wenn es nicht um KiWu, sondern Verhütung ginge. Anderes Thema wäre es, wenn meine Teenie-Schwester mit der Idee ankäme.
Mein Mann steht 100%ig hinter mir und ich bin auch überzeugt, dass wir auf diese Weise auch verhüten werden. Ich habe ihm zu Beginn die Methode erklärt, die Seite gezeigt und er hat sich das alles geduldig angehört und gut aufgenommen. Er konnte nur nicht meine Begeisterung für ZS teilen, als ich das erste Mal S+ eingetragen habe und ihm (naiv von mir) ganz aufgeregt davon berichtete
Meine engsten Freundinnen haben sich aufgeschlossen gezeigt. Eine hat nun, nachdem ich ihr genug vorgeschwärmt habe, auch selbst mit STM begonnen und ab und an tauschen wir uns über den aktuellen Stand im Zyklus aus. Die andere hat sich das Ganze angehört und war aber schnell abgeschreckt, weil es die Spontanität ja behindere, wenn man in der fruchtbaren Zeit zusätzliche Barrieren benötige und/oder nur in bestimmten Zeiträumen ohne Verhütung miteinander schlafen dürfte. Da stößt man eher auf taube Ohren, da sie sehr ungern Kondome benutzt und ihr auch der Aufwand zu groß wäre, täglich zu messen und Beobachtungen anzustellen. Na ja, ich sehe das auch nicht als meine Aufgabe, zu missionieren und andere zu überzeugen... sie war damals als Jugendliche ohne Freund schon von ihrer Mutter zum FA geschleppt worden, um die Pille zu nehmen. Da lässt sich auch mit guten Argumenten nichts machen, wenn die Bequemlichkeit siegt.