myNFP

Hallo zusammen,

mich interessiert eine Frage, ob es möglich sein kann, dass unter Umständen Spermien 14 Tage in der Frau überleben können. Auf Youtube habe ich
von einer Ärztin gehört, dass das möglich sein kann. Wie soll das funktionieren? Weil die Frau vielleicht kurz hintereinander mehrere Eisprünge hat und somit über einen längeren Zeitraum der Schleim fruchtbar ist und die Spermien dann so lange überleben können?

Unter anderem habe ich einen Bericht gelesen, dass Ärzte vor dem Ziehen der Spirale raten, 2 Wochen vorher keinen Sex zu haben, um eine Schwangerschaft zu vermeiden.

Dann habe ich gelesen, dass mehrere Frauen 1 bis 3 Tag vor der Periode schwanger wurden, weil wider erwarten der Eisprung im nächsten Zyklus zu früh einsetzte. Das kann z. B. passieren, wenn man verliebt ist und die Hormone dadurch durcheinander kommen.

Was sagt ihr zu alledem?

fiore234 hat geschrieben: ↑Samstag 27. April 2019, 20:36 Hallo zusammen,
mich interessiert eine Frage, ob es möglich sein kann, dass unter Umständen Spermien 14 Tage in der Frau überleben können. Auf Youtube habe ich
von einer Ärztin gehört, dass das möglich sein kann. Wie soll das funktionieren?

Das musst Du ehrlich gesagt die von Dir zitierte Ärztin fragen. Weithin akzeptierter Stand ist eine Lebensdauer von 5, 6 Tagen unter optimalen Bedingungen - und das schließt eine bestimmte Beschaffenheit des Zervixschleims bereits mit ein. Frauen haben auch nicht über mehrere Tage hinweg mehrere Eisprünge.

fiore234 hat geschrieben: ↑Samstag 27. April 2019, 20:36 Dann habe ich gelesen, dass mehrere Frauen 1 bis 3 Tag vor der Periode schwanger wurden, weil wider erwarten der Eisprung im nächsten Zyklus zu früh einsetzte. Das kann z. B. passieren, wenn man verliebt ist und die Hormone dadurch durcheinander kommen.

Bei wie vielen dieser Frauen war durch eine brauchbare Datierung des letzten Eisprungs bspw. durch symptothermale Zyklusbeobachtung gesichert, dass sie sich wirklich kurz vor der Periode befanden und nicht einfach nur einen verzögerten Eisprung mit Zwischenblutung hatten? Aus Studien zu symptothermalen Methoden weiß man, dass die postovulatorisch unfruchtbare Zeit sicher unfruchtbar ist. Und da sprechen wir von Kollektiven von > 17.000 Anwendungszyklen. Das ist so ein Klassiker, wenn von Fällen berichtet wird, dass Frauen durch Verkehr "kurz vor ihrer Periode" schwanger geworden sind...

Kurzum: Im Internet steht so viel - sorry - Scheiß auch zum Thema natürlicher Familienplanung bzw. dem weiblichen Zyklus generell. Ich würde mir den überhaupt nicht geben bzw. mich bei Interesse an fundierte medizinische Literatur (Natürliche Familienplanung heute z. B.) halten.

Ich schliesse mich isprung und muss sagen dass diese Aussagen ziemlich lächerlich und fehl-(oder gar nicht)-informiert klingen. Es bringt nichts sich mit den tausenden von falschen Informationen die im Internet rumschwirren zu verunsichern.

Ausserdem geht es ja nicht nur darum wie lange Spermien überleben können, sondern so lange sie befruchtungsfähig sind, und dass ist wie iSprung schon sagte, normalerweise 5-6 Tage.

fiore234 hat geschrieben: ↑Samstag 27. April 2019, 20:36 Dann habe ich gelesen, dass mehrere Frauen 1 bis 3 Tag vor der Periode schwanger wurden, weil wider erwarten der Eisprung im nächsten Zyklus zu früh einsetzte.

Das Tolle an der symptothermalen Methode ist, dass sie vollkommen logisch aufgebaut ist und sich solche Aussagen relativ simpel überprüfen lassen (mit etwas Erfahrung ). Was bedeutet es, wenn Frauen 1-3 Tage vor der Periode schwanger werden? Das bedeutet zunächst einmal, dass angenommen wird, dass die Periode 1-3 Tage später kommen wird. Denn wenn eine Frau schwanger wird, dann bleibt die Periode sofort aus. D. h. es gibt überhaupt keinen Beweis dafür, dass die Periode 1-3 Tage später gekommen wäre. Das wiederum führt zu der Frage: Woher wusste man denn, dass die Periode 1-3 Tage später gekommen wäre? Wurde der Eisprung zuverlässig ermittelt oder lediglich berechnet? Auch Frauen mit Zyklen, die nur wenige Tage schwanken, kann es Ausreißer geben und der Eisprung wird später ausgelöst. Das verschiebt auch die angenommene Periode nach hinten.

Das kann z. B. passieren, wenn man verliebt ist und die Hormone dadurch durcheinander kommen.

Das Zyklusgeschehen kann durch Hormone beeinflusst werden. Ob Verliebtheit dazu zählt, weiß ich nicht. Was dann biologisch passiert, ist, dass sich der Eisprung verschiebt und damit die Periode. Die Aussage "1-3 Tage vor der Periode schwanger geworden" ist insofern totaler Blödsinn, weil das biologisch unmöglich ist. Der Eisprung kann nicht nach hinten verschoben werden, ohne dass die Periode mit verschoben wird, da die zweite Zyklushälfte nahezu fix ist.

Was wohl eher gemeint ist: "1-3 Tage vor der berechneten Periode schwanger geworden" und das bedeutet: Es gab einen Rechenfehler. Nicht: Hormone haben das biologische System auf den Kopf gestellt

fiore234 hat geschrieben: ↑Samstag 27. April 2019, 20:36 mich interessiert eine Frage, ob es möglich sein kann, dass unter Umständen Spermien 14 Tage in der Frau überleben können. Auf Youtube habe ich
von einer Ärztin gehört, dass das möglich sein kann.

Das scheint mir eine Aussage zu sein, die aus dem oben erklärten Rechenfehler abgeleitet wurde und damit Käse ist.

fiore234 hat geschrieben: ↑Samstag 27. April 2019, 20:36 Unter anderem habe ich einen Bericht gelesen, dass Ärzte vor dem Ziehen der Spirale raten, 2 Wochen vorher keinen Sex zu haben, um eine Schwangerschaft zu vermeiden.

Ja, weil Ärzte lieber auf Nummer Sicher gehen als ungewollte Schwangerschaften zu riskieren. Wenn sie sagen würden: "1 Woche reicht auch", dann gäbe es zig Leute, die denken "ach, 3-4 Tage ist ja fast ne Woche". Daher wird hier vermutlich lieber etwas zu viel Sicherheitspuffer angegeben.

Was bedeutet es, wenn Frauen 1-3 Tage vor der Periode schwanger werden? Das bedeutet zunächst einmal, dass angenommen wird, dass die Periode 1-3 Tage später kommen wird. Denn wenn eine Frau schwanger wird, dann bleibt die Periode sofort aus. D. h. es gibt überhaupt keinen Beweis dafür, dass die Periode 1-3 Tage später gekommen wäre. Das wiederum führt zu der Frage: Woher wusste man denn, dass die Periode 1-3 Tage später gekommen wäre?

Ich vermute, dass bei solchen Aussagen gemeint ist, dass es ungeschützten Verkehr gab, dann gab es eine Blutung, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keine Menstruation war und in der Folge tritt eine Schwangerschaft ein.
Wie ja ein paar Vorschreiberinnen schon erwähnt haben, war das dann nur vermutlich eben keine Menstruation, sondern nur eine Zwischenblutung, die möglicherweise sogar mit dem Eisprung korreliert, weshalb der Sex dann zur fruchtbaren Zeit und eben nicht kurz vor der Menstruation war.
Dass Sex vor der Menstruation zu einer Schwangerschaft im Folge-Zyklus führt, ist so gut wie ausgeschlossen. 1. ist zu der Zeit üblicherweise die Schleimqualität zu schlecht, um die Spermien lange genug befruchtungsfähig zu halten, 2. kommt dann noch die Blutung dazu, was das Milieu vermutlich noch unschöner macht und 3. sind SEHR frühe Eisprünge einfach sehr selten. Ich habe schon ehMs an Zyklustag 6-7 gesehen; es gibt Frauen, die so superfrühe Eisprünge haben, aber das ist nicht die Allgemeinheit und 1. und 2. ziehen dann auch immer noch.

Der Eisprung kann, wodurch auch immer, früher als erwartet sein. Deshalb ist die unfruchtbare Zeit am Zyklusanfang (nicht Ende des letzten Zyklus) auch die mit einem Rest Unsicherheit.

Und ja, ich denke auch, dass manche Aussagen von Ärzten auch aus Sicherheitsgründen getätigt werden. Eine Freundin sagte mal zu mir "wir behandeln Kollektive" und in dem Zuge kann man einfach nicht davon ausgehen, dass jede Frau ihren Zyklus kennt, genau Bescheid weiß oder so gewissenhaft ist, dass sie sich an Vorgaben hält.

Huhu!
ich denke fachlich ist schon alles gesagt, aber ich wollte noch eine kurze Anekdote zum Thema zum Besten geben
Zwischen meiner älteren Schwester und mir sind 7 Jahre Unterschied, die meine Mutter damals auch "natürlich" verhütet hat. Sie hat mir die Geschichte auch immer so erzählt, dass der Zeitpunkt, als sie dann mit mir schwanger wurde, "unmöglich" gewesen sei, eben kurz vor der Periode. Dementsprechend hat sie auch die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als ich ihr erzählt habe, dass ich jetzt mit NFP verhüte. Nach einigem Nachhaken meinerseits stellte sich aber heraus, dass sie tatsächlich nur mit Kalendermethode verhütete, also einfach Tage gezählt hat (anfangs noch mit Temperaturmessung, später aber wohl nicht mehr).
Gerade bei so einem Thema wie NFP (oder besser gesagt natürliche Verhütung als ganzes) kennt jeder irgendwen, der damit versehentlich schwanger geworden ist - es kennt ja auch jeder den einen Raucher, der ohne Probleme 95 Jahre alt geworden ist, daher sollte man als zuverlässige Quelle vielleicht lieber die wissenschaftliche Forschung betrachten und die ist bei NFP ziemlich eindeutig (wie beim Rauchen ja auch )
Viele Grüße!
Anna

Christians Antwort finde ich richtig gut, danke Alle anderen natürlich auch

Mich hat nur das YouTube-Video von einer Ärztin in einer Klinik gewundert, die einem jungen Erwachsenen mitteilte, dass Sperma unter Umständen 14 Tage in einer Frau überleben könnte, wenn es super Spermien wären. Weil eben auch immer wieder gesagt wird, dass eben alles möglich wäre Es sind ja schon die "unmöglichsten" Schwangerschaften entstanden. Sperma soll scheins auch während der Periode unbeschadet überleben können.

Die Eireifung beginnt ja scheinbar schon Ende der 2. Zyklushälfte und nicht erst am Anfang der 1. Zyklushälfte eines neuen Zykluses.

fiore234 hat geschrieben: ↑Samstag 4. Mai 2019, 17:30 Weil eben auch immer wieder gesagt wird, dass eben alles möglich wäre

Ja, in der Biologie "ist alles möglich", aber wenn die Chance dafür 1:1 Mio beträgt, dann ist das völlig irrelvant im Alltag. Die Sicherheit eines Verhütungsmittels hängt grundsätzlich von ganz anderen Faktoren ab. Über eine 1:1 Mio-Chance braucht man nicht nachzudenken.

Es sind ja schon die "unmöglichsten" Schwangerschaften entstanden.

Wenn du die Bibel als Beweismaterial hinzuziehst, scheint es wohl so zu sein

Sperma soll scheins auch während der Periode unbeschadet überleben können.

Kann vielleicht schon, spielt aber im Alltag auch eine untergeordnete Rolle und ist in der Praxis schlichtweg kaum relevant. Für eine ungewollte Schwangerschaft müssten so viele Faktoren zusammenkommen, dass es unerheblich ist, ob Spermien trotz Blut usw. überleben können. Die Frage ist immer: Wie wurde das alles überprüft?

Die Eireifung beginnt ja scheinbar schon Ende der 2. Zyklushälfte und nicht erst am Anfang der 1. Zyklushälfte eines neuen Zykluses.

Auch das ist eine interessante Frage, spielt aber in der Praxis ebenfalls keine Rolle, wenn der Eisprung doch meist frühestens an Tag 9 stattfindet.

Bei solchen Fragen muss man sich eben auch fragen: Gibt es eine Erklärung, die plausibler, leichter, wahrscheinlicher ist (Rechenfehler) – oder ist tatsächlich "das Unmögliche" eingetreten? Es ist meist Ersteres, insbesondere bei den Themen Verhütung und weiblicher Zyklus. Das sind so Themen, wo jeder glaubt, Ahnung zu haben, aber Unwissenheit/Halbwissen sehr weit verbreitet sind.