Über den Suchlauf bin ich auf den thread gestoßen, da auch ich mich fürs freie Menstruieren interessier(t)e. Nachfolgend einfach mal meine zwei, drei Gedanken dazu.
Ich (44 Jahre, zwei Kinder) menstruiere seit vielen Jahren bereits ohne Tampons, da ich sie noch nie wirklich mochte, grundsätzlich keinen Fremdkörper aus toter Materie längerfristig in meiner Vagina haben möchte (daher auch mit Diaphragma und Menstruationstasse/-cup nicht zurechtgekommen bin und nie eine Spirale wollte).
Ich kann Tampons außerdem aufgrund einer Hypermenorrhoe (sehr starke Mensblutung) in Folge einer erworbenen Blutgerinnungsstörung mit erhöhter Blutungsneigung (Koagulopathie) - bei mir leider unbekannter Ursache - nicht nutzen, das Blut ist so viel und so dünnflüssig (wie Wasser), dass es am Tampon sofort vorbeirinnt.
Ich kann nicht bestätigen, dass ich ohne Tampons weniger Mensschmerzen hatte - die jahre- bzw. jahrzehntelangen Mensschmerzen ließen sich bei mir auf andere Weise "beheben" (diverse u. üblicherweise empfohlene Mittel (Tees, Mineralstoffe …) und Verhaltensweisen (Sport, Ernährung, Lebensstil) halfen mir nicht, Schmerzmittel wollte ich nie nehmen und habe ich daher auch nie genommen (auch nicht gegen die stundenlang andauernden, wehenartigen Schmerzen …); was schließlich tatsächlich dauerhaft half/hilft waren/sind B-Vitamine, insbesondere B6 und B12 sowie Omega 3-Fettsäuren - siehe bspw. in Walnüssen enthalten.
Ich finde das freie Menstruieren eine gute Idee, leider aber in einer kapitalistisch-neoliberalen Welt kaum anwendbar, denn wenn man bspw. außerhäusig unterwegs oder beim Job ist, nicht sehr schnell eine (saubere, "angenehme") Toilette verfügbar hat oder aufgrund der Betreuung von Säuglingen und Kleinkindern auch nicht immer sofort dann die Toilette aufsuchen kann, wenn/wann es erforderlich ist, ist das free bleeding kaum praktizierbar.
Ich bestätige, dass das Mensblut häufig in Intervallen abgeht, in meinem Fall aber eben leider auch doch "kontinuierlich" - einfach, weil es so extrem dünnflüssig ist, gerade in den ersten ein bis drei Tagen ist das bei mir immer so und leider gerade auch nachts blute ich sehr stark, so dass jeden Zyklus/bei jeder Menstruation seit Jahren dann alles - sorry - vollgeblutet ist (Kleidung, Bettwäsche und die wasserundurchlässige Betteinlage, die ich daher seit Jahren benutzen muss). Ich kann an den ersten ein bis drei Tagen daher das Haus nicht verlassen.
Für Frauen, die "normal stark" menstruieren, mag es an freien Tagen oder im Urlaub, am Wochenende und ohne kleine Kinder (oder auch Hunde
) möglich sein, es zu praktizieren, aber gänzlich ohne "Auffangmaterial" - wie bspw. Menstruationstassen, Naturschwämme (Levantiner) oder Stoff-/Baumwollbinden wird es für die wenigsten Frauen möglich sein, zumindest, solange wir so leben wie wir es aktuell tun und so lange Frauen ihre Menstruation nach wie vor im Grunde verborgen halten sollen.
Lebten wir in wieder mehr familiären Strukturen (basierend auf Wahlverwandtschaften, nicht zwangsläufig also Blutsverwandtschaft), in größeren Gemeinschaften mit mehreren verlässlichen Bezugspersonen für Kinder und Erwachsene, außerdem generationenübergreifend (also weg von der Kleinfamilie) und nicht unter dem kapitalistischen Primat der Wirtschaft, des Wachstums, des damit einhergehenden mehr oder weniger jederzeit Verfügbar-, Mobil-, Flexibelseinsollens, lebten wir bedürfnisorientierter und also nach dem Vorbild der noch wenigen, auch heute noch bestehenden sogenannten "Matriarchate", so wäre das freie Bluten dann vielleicht auch für mehr Frauen möglich und zuvor vorstellbar sowie dann auch (problemloser) anwendbar.
Viele Grüße
Margareta