Hallo Betty,
Mann o Mann, die letzten zwei Tage waren heavy.
Ich muss noch einiges im Kopf verarbeiten. Konnte deswegen auch nicht schlafen heute Nacht.
Infoveranstaltung: Der Chefarzt der Kiwu Praxis scheint sehr nett und erfahren zu sein. Die Praxis wirbt damit, sich sehr individuell um die Paare zu kümmern mit dem Fokus darauf, was der möglichst/absehbar richtige Weg für die ist. Sie machen hoffnungslosen Fällen keine falschen Hoffnungen und ermutigen Paare mit, aus der Sicht der Praxis, guten Aussichten, trotz Mißerfolgen weiterzumachen, so weit es natürlich noch Sinn macht. Es wurde alles sehr sachlich dargelegt, Chancen und Risiken. Die Praxis ist sehr groß und modern ausgestattet. Die können quasi alles machen, was die Kiwu-Behandlung anbetrifft, empfehlen aber nur das, was individuell sinnvoll ist.
Natürlich ist das erstmal nur Promotion seitens der Praxis, aber man darf ja nicht von vornherein pessimistisch "nicht glauben", weil sie "nur das Geld wollen". Wir haben eigentlich schon beschlossen, es in der Praxis zu versuchen, weil wir erstens nicht die Muße und Zeit haben, mehrere in der Umgebung abzuklappern, und zweitens wir wirklich ein gutes Gefühl (auch nach dem Termin) haben...
Eine interessante Info gab es bezüglich der Eileiterdurchlässigkeit. Der Dr. meinte, dass eine schlichte Prüfung oft nicht ausreicht, und im Grunde keine Aussage darüber treffen kann, ob ein EI durch den Eileiter kommt, nur weil eine blaue Flüssigkeit es tut. Wichtig ist z.B. dass die Flimmerhärchen intakt sind, die das Ei durch den Eileiter transportieren müssen. Wenn sie z.b. durch frühere Einblutungen, Infektionen oder Verwachsungen beschädigt sind, dann kann an der Stelle schon der Kinderwunsch scheitern. Der Schaden muss aber nicht bedeuten, dass die Eileiterdurchgängigkeit durch die "blaue Flüssigkeit" nicht gegeben ist.
Weiters wurde die Funktionsweise der Eierstöcke/Eileiter erläutert: Wusstet ihr, dass der Eileitertrichter sich um den Eierstock herumwinden kann (vorausgesetzt er ist nicht irgendwo verwachsen), um den Follikel, der ja überall am Eierstock gewachsen sein kann, für die Aufnahme des Eis beim Eisprung zu gewährleisten? Oder dass bei Frauen, die nur noch einen Eileiter haben beobachtet wurde, dass der entgegengesetzt liegende Eileiter selbstständig versucht, ein Ei vom Eierstock aufzufangen, der keinen Eileiter mehr hat? Wahnsinn!
Ok...nun zum
Termin:
Die Ärztin mit der wir gesprochen haben, war sehr nett, allerdings war ich doch sehr aufgeregt, trotz moralischer Unterstützung. Ich habe aber einiges an Fragen abarbeiten können.
Zunächst einmal durfte ich ein bisschen darüber erzählen, wie ich dahin gekommen bin. Dann gab es noch hier und da eine Erklärung zur Fertilität und Kinderwunschbehandlungen allgemein, bis sie bemerkt hat, dass ich so gut informiert bin, und sie mir da kaum was neues erzählen kann.
In Bezug auf mich konnte sie mir leider (wie erwartet) keine großen Hoffnungen machen. Lt. ihr habe ich eine Reihe an Problemen:
1. rechter Eierstock dürfte verwachsen sein (steht auch so im OP-Bericht von 2014) - ein absolutes Hindernis für die natürliche Empfängnis aus diesem Eierstock.
2. Der AMH-Wert, FSH-Wert sowie die unkoordiniert erscheinenden Zyklen und oft zu kurzen 1.ZH weisen auf anstehende Wechseljahre hin. Es ist anzunehmen, dass die Eier, die so früh springen, nicht richtig ausgereift sind. Sie war überrascht, als ich ihr sagte, dass aber auch die Gebärmutter dann bereit für den Eisprung ist, zumindest gemäß Ultraschall. Das hat sie mir dann aber wohl erst geglaubt, als sie selber einen machte. Ich war wieder meinem Zyklus um Tage voraus, mit wieder zwei gleich großen Follikeln (wenn auch noch nicht ganz sprungreif) im rechten Eierstock und perfekt aufgebauter Schleimhaut, obwohl ich erst an ZT 8 war. Sie schien sehr erfreut und meinte das wäre ein absoluter Pluspunkt. Ich hoffe, dass sie dies bei der Auswertung meiner Blutwerte und der Ausarbeitung des "Schlachtplans" berücksichtigt. Ich finde nämlich auch, dass dies gute Zeichen sind.
Um unsere bisherigen Werte zu bestätigen, hat man uns beiden nach dem Gespräch nochmal einiges an Blut abgenommen und ich soll auch noch bei der nächsten Blutung anrufen und bis zum 3. Tag zum BT kommen, weil sie meinen FSH-Wert haben will. DENN, wenn dieser über 15 liegen sollte, steht eine Behandlung sowieso auf der Kippe.
Die Praxis sieht dann -erstmal pauschal- keine Chance auf Stimulierbarkeit der Eierstöcke.
Die Kosten für IVF und ICSI, die sie uns genannt hat, haben uns zwar abgeschreckt, aber später las ich in den Unterlagen, dass sie doch um 1-2 T€ übertrieben hat. So bewegt sich das ganze inkl. Medis bei ca. 5000 Euro für ICSI und 4000 Euro IVF und damit haben wir ja schon gerechnet. Gut, dass man sie zumindest bei der Steuer geltend machen kann. Medikamente bezieht bzw. empfiehlt die Praxis von sich aus schon aus der Billmann Apotheke (Frankreich oder Luxemburg). Ich habe auch dringend darum gebeten, dass die Praxis die Gesamtkosten möglichst niedrig hält, sprich nicht unbedingt nötige Maßnahmen in Rücksprache mit uns sein lässt. Sie schien ehrlich engagiert zu sein. Auch haben wir deutlich gemacht, dass wir alle möglichen Hindernisse ausschließen wollen, die man jetzt noch vor der Behandlung erforschen kann (sofern dies unter Diagnosestellung fällt und von der Kasse übernommen wird).
Das einzige an Mehrkosten, die wir von uns aus gern eingehen, sind Kryo-Kosten für das Sperma. Um uns beiden den Druck zu nehmen, will mein Freund im Vorfeld der Behandlung an einem für ihn günstigen Tag eine Probe zum Einfrieren abgeben, die dann für die mögliche Befruchtung verwendet werden soll.
Etwas interessantes noch: Sie wollte dann einen Gentest (auch Kassenleistung) mit mir und meinem Freund machen, um irgendwelche Gendefekte zu identifizieren, die für unseren Kinderwunsch hinderlich sein könnten. Zudem versucht sie, nachzuweisen, ob MEINE quasi-Unfruchtbarkeit auf einen Gendefekt zurückzuführen ist (sie nannte einen Namen den ich nicht behalten habe). Ich weiß nicht, ob da in Hintergedanke dabei ist, uns bei den Kosten zu helfen. Das muss ich noch recherchieren. Evtl. müsste meine Kasse doch zahlen, wenn es sich um eine Erbkrankheit handelt? Keine Ahnung.
Ein negatives Detail am Rande: obwohl kaum Publikumsverkehr, hat man echt viel Wartezeit dort. Ich hoffe dies gilt nur für normale Gesprächstermine und nicht für Punktionen und Transfers. Termin um 12, aus der Praxis sind wir irgendwo zwischen 14 und 15 Uhr gelaufen.
Soweit der Abriss, lol. Ich hoffe, ihr habt beim Lesen durchgehalten.
Mein Termin für die Zweitbesprechung ist am 24. März. Bis dahin werden alle Blutergebnisse stehen und dann kann man wirklich an die Planung gehen, soweit die es wollen.
Wie ihr seht, habe ich nicht übertrieben. Das ist wahnsinnig viel zum Verarbeiten. Deswegen bin ich froh, dass wir jetzt wieder einige Wochen Zeit haben, um unsere Gedanken und Gefühle zu sammeln. Je näher ich darüber nachdenke, desto mehr Respekt (aka Furcht) habe ich vor diesem "letzten" Schritt. Das ist schon sehr sehr krass.
Aber es muss sein. Jetzt, oder nie. Das habe ich ja selbst schon lange im Gefühl...
LG