Hallo meine Lieben. Ich weile wieder unter den Lebenden und möchte mich zurück melden. Ich platze gerade in etwas angespannte Stimmung hinein, wie ich gerade feststelle, möchte aber dennoch erst mal was von meinen letzten beiden Wochen berichten, bevor ich mich wieder am allgemeinen Geschehen hier beteilige.
Zuerst einmal möchte ich Euch allen ganz herzlich für Eure Glückwünsche danken und dafür, dass Ihr immer wieder an mich gedacht habt. Danke!
Ich berichte jetzt einfach mal in gewohnt wortkarger Weise drauf los und hoffe, mich nicht zu wiederholen; wem es zu langatmig ist, der möge es bitte großzügig überlesen.
Die Überstimulationssymtome, die ich nach der Follikelpunktion hatte, gingen bis kurz nach dem Transfer von zwei schönen Blastozysten fast vollständig weg, um dann einige Tage später doch wieder deutlicher zu werden. Ich sah aus wie im 5. Monat mit dem ganzen Wasser im Bauch. Ich bin dann also noch mal zur Kiwu-Praxis und habe dort Infusionen bekommen. Das war Mittwoch und ich sollte Freitag noch mal wegen einer Infusion vorbei kommen. In der Nacht auf Donnerstag konnte ich dann schon nicht mehr richtig schlafen, weil es ziemlich gezwickt hat, so dass ich morgens noch mal in der Praxis anrufen wollte. Die Situation verschlechterte sich dann aber (auch kreislaufmäßig) so rasch, dass ich mich nicht mehr getraut habe, meine Tochter zur Kita zu bringen. Also habe ich meinen Mann angerufen, der schon auf dem Weg zu seinem Termin war, damit er zurück kommt. Er hat unsere Tochter in die Kita gebracht und dann sind wir ins Krankenhaus. Die Kiwu-Praxis hatte mir einen Info-Zettel für die Krankenhausärzte mitgegeben, damit die wissen, was sie tun müssen – auch sehr vertrauenserweckend… Der Weg in die empfohlene spezialisierte Klinik hätte uns im Berufsverkehr 1,5h gekostet und das war bei meinem Blutdruck von 80/60 nicht unbedingt ratsam. Also sind wir mit dem Infozettel los ins nächste Krankenhaus. Dort wurde dann die Therapie begonnen (Infusionen) und ich stationär aufgenommen. Die beiden ersten Tage habe ich viel geschlafen, aber Besserung war nicht in Sicht. Im Gegenteil… Leute, ich glaube, in den nächsten vier Tagen ging es mir so schlecht, wie in meinem ganzen Leben noch nicht… Ich möchte es nicht allzu sehr ausdehnen, aber 8l Wasser im freien Bauchraum und in der Lunge sind kein Vergnügen. Ich bin heilfroh, dass mein Mann Nachtdienst in der Notaufnahme des Krankenhauses hatte zu dieser Zeit und zwischendurch immer mal wieder nach mir schauen konnte (nachts war es immer besonders schlimm). Es ging nichts mehr. Ich konnte nicht aufstehen, hatte übelste Schmerzen, hab schlecht Luft bekommen und habe 4 Tage lang gekotzt; die Nächte habe ich nur mit Schmerzmitteln überstanden. Mein absolutes Highlight war glaube ich, als mein Mann mich im Bett liegend waschen musste, während ich würgte und kotzte… Nun ja, irgendwann war ich über den Berg und es wurde besser… Sehr beeindruckend war für mich auch die Hilflosigkeit der Assistenzärzte und nachts der diensthabenden Ärzte, die mit allerlei abstrusen Ideen versuchen wollten, mir zu helfen. Eine Ärztin hat beispielsweise mal versucht, mir eine Magensonde zu legen, weil sie dachte, dass ich dann weniger erbrechen muss. Hat nicht geklappt, hat aber wenigstens ordentlich weh getan… Nun gut, ich bin um die Intensivstation herumgekommen und meine Nieren haben es auch überlebt. Vielleicht sollte ich mich nicht allzu sehr beklagen.
Zwischendurch habe ich immer mal wieder über einen Teststreifen pipiliert und relativ emotionslos die stärker werdenden Striche begutachtet, sogar hCG-Werte der Bluttests ließen mich relativ unbeeindruckt. Es war ja noch sehr früh und ich konnte mir schwerlich vorstellen, dass diese gesamte körperliche Situation einer Frühschwangerschaft besonders zuträglich sei… Als ich dann den geposteten CB digi machte und auf einmal das Wort „schwanger“ da auf dem Display stand, war es dann plötzlich ganz anders. Auf einmal war es real. Mir schossen die Tränen in die Augen und ich war völlig überwältigt. Endlich! Endlich, nach all diesen Monaten. Nach all den Sorgen, Schmerzen, Ängsten und Enttäuschungen das so lang und heiß ersehnte Wort. Ich hatte mir immer vorgestellt, dass es sicherlich unbändige Freude sein wird, die sich in diesem Moment breit macht. Das war es aber gar nicht. Es war eher so was wie Erleichterung. Der Druck und die Verzweiflung der ganzen letzten Monate fiel von mir ab und machten dem Gedanke Platz, dass es für uns vielleicht doch noch ein gutes Ende geben wird. Das sich all das letzten Endes doch gelohnt hat.
Ich weiß, dass es für diejenigen von Euch, die noch auf diesen Moment warten, wahrscheinlich besonders schmerzlich ist, diese Zeilen zu lesen. Ich wünsche mir jedoch sehr, dass sie Euch auch ein kleines bisschen Mut machen können. Dass sie Euch vielleicht etwas Schwung geben können für das letzte Stückchen Weg, das noch vor Euch liegt...
Wie Ihr ja schon in meiner Kurve gelesen habt, jab es dann noch einen kleinen Schocker beim Abschluss-US an 5+2. Die hCG-Werte stiegen die ganze Zeit über brav und ich war sehr gespannt, was sich wohl so in der Gebärmutter zeigt. Die Ärztin sah dann auch glücklicherweise eine Fruchthöhle in angemessener Größe und während ich noch sagte, dass ich jetzt ziemlich erleichtert sei, dass es nur eine ist, zeigte sie mir die zweite. So undankbar das jetzt auch klingen mag, war ich im ersten Moment echt fertig. Wir hatten von Anfang an gehofft, dass es nicht zu einer Mehrlings-SS kommt und das stellt uns schon vor einige echt krasse Herausforderungen und wir hätten es uns anders gewünscht; auch wenn uns natürlich theoretisch das Risiko bewusst war. Es bleibt selbstverständlich in den nächsten Wochen abzuwarten, ob sich in den 2 Fruchthöhlen auch 2 gesunde Embryonen zeigen. Als der erste Schreck verdaut und angemessen beheult war, scheint uns aber auch das nun nicht mehr völlig unmachbar. Es ist jetzt eh, wie es ist und nicht zu ändern und irgendwie werden wir auch das schaffen.
Und unsere Tochter muss eben mit da durch...
Ihr seht also, mein Welcome-back-Post mündet in einen Good bye-Text und so schreibe ich ihn mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich wünsche mir natürlich sehr, der anstrengenden und aufreibenden Kinderwunschzeit endlich und vor allem endgültig den Rücken kehren zu können – das brauche ich wohl niemandem hier zu erklären. Auf der anderen Seite seid Ihr über die letzten Monate für mich ein so essentieller Teil meines Lebens geworden, dass mir ein Abschied unsagbar schwer fällt. Ihr habt mit mir so viele so schreckliche Momente geteilt. Ihr wart da, wenn ich völlig verzweifelt war. Ich durfte von Euerm Wissen, Euren Erfahrungen und Eurem Rat profitieren. Ihr seid mit mir durch einige wirklich sehr dunkle Stunden gegangen und habt mich in einigen wirklich schlimmen Momenten begleitet. Ihr habt mich begleitet und durch meinen Alltag getragen. Immer wieder hattet Ihr aufbauende, tröstende und manchmal auch „einfach nur“ verständnisvolle Worte und ich weiß wirklich nicht, wie ich all das ohne Euch hätte überstehen sollen. Ich bin Euch unendlich dankbar!
Ich glaube, aus all diesen Gründen bin ich einfach noch nicht bereit für einen wirklichen und endgültigen Abschied. Ich werde also weiter lesen und kommentieren und Euch ab und an mit meiner monkigen Klugscheißerei quälen, wenn Ihr erlaubt.
Ich hoffe, ich komme mit der Zeit einfach von alleine wieder ein bisschen rein...