Hallo zusammen
Ja... ich habe so die Befürchtung, das wird ein etwas längerer Text...
Ich habe nun seit bestimmt... 4 Monaten? nicht mehr hier vorbei geschaut. Gerade eben habe ich ein paar Seiten durch geklickt und festgestellt, es sind neue Frauen dazu gekommen und es ist wieder so viel passiert. Ich weiß gar nicht was ich dazu sagen soll, weil ich selbst noch so sehr in meiner eigenen Blase stecke... ich hoffe nur, dass es euch allen irgendwie gut geht, ob ihr nun gerade auf Wolke 7 oder irgendwo in einem Trümmerhaufen unterwegs seid
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Bei uns ist so viel passiert und ich habe das Bedürfnis es einmal loszuwerden, mich mal etwas auszuheulen ohne Erwartung auf Rückmeldungen. Mit Familie oder Freunden zu reden ist einfach nicht dasselbe, keiner versteht wirklich was in einem vor geht. Mit meinem Mann rede (und weine) ich viel, aber ich muss auch vorsichtig sein. Denn er hat oft so schreckliche Schuldgefühle, ich kann sie ihm manchmal nicht nehmen, egal wie oft ich ihm sage ich würde auch wissentlich genau die gleichen Entscheidungen wieder treffen, weil es keinen anderen für mich gibt. Also da bin ich nun...
2014 war für mich so ein schlimmes Jahr. Auch neben dem Kiwu, was ja schon schlimm genug war, ist so viel schief gelaufen. Wir haben eine richtige Pechsträhne. Ich kann gar nicht alles aufzählen was passiert ist... von der Deckenlampe, die selbst nach zwei Mal Umtauschen wieder defekt ist und dem neuen Tisch den man unabsichtlich ruiniert - bis hin zum Herzinfarkt des Schwiegervaters und der Nichte mit Herzproblemen nach Borreliose... es ist alles dabei. So viele falsche Entscheidungen, Ängste und Sorgen. Ich kann mich nicht erinnern jemals so ein übles Jahr gehabt zu haben. Allem voran unser Dilemma mit dem Kinderwunsch. An den Gedanken, dass wir leider nicht auf natürlichem Wege schwanger werden können, hat man sich erstaunlich schnell gewöhnt. Hauptsache es geht weiter war die Devise. Vielleicht hätte ich schon im Februar 2014 nach dem 1. US in der Kiwu stutzig werden sollen, als unsere "Laufbahn" dort mit der Zysten-OP/parallel BS anfing. Aber ich denke ja grundsätzlich immer positiv, also warum gleich bei der ersten Hürde stehenbleiben oder es gar als schlechtes Omen abhaken. Nee nee, also auch das geschafft. So, den grottigen AMH nehmen wir dann auch gleich noch mit (1,0 mit 26 Jahren - Hallo?!), also fein den Körper mit übel vielen Hormonen vollgepumpt um am Ende wenigstens 5 EZ zu haben. Hat am Ende nichts gebracht, die 1. ICSI war negativ, sowie die Kryo. 3/4 des Jahres waren nun um, zwischendruch immer wieder dieses hin und her zwischen Freude, Trauer, Erholungsphase, Angst, Bangen, Kopf zerbrechen, neuen Mut schöpfen, Kraft entwickeln... ihr kennt es. Ich dachte dann: hey, bald ist Weihnachten - wie schöööön wäre es, das Jahr noch mit einem Versuch abzuschließen. Vielleicht wird die für mich schönste Zeit des Jahres dann noch schöner! Ha, sonst noch Wünsche? Es ging irgendwie alles schief. Nach unserem Urlaub auf Menorca sollte es los gehen (oh ja, der Urlaub war toll - eigentlich viel zu bedeutend um ihn nur hier in Klammern zu setzen... aber wenn Scheiße auf eine Blume fällt stinkt sie danach eben auch). Neben neuer Kraft, Mut und Hoffnung kam dann ne neue Zyste mit aus dem Urlaub. Wunderbar. Also statt dem nächsten Versuch erstmal ne Runde Anti-Baby-Pille geschluckt. Hat natürlich nichts gebracht, klappt nur bei anderen. Was soll man da machen? Ich kann doch nicht wieder an meinem Eierstock rumschnibbeln lassen. Sonst ist da bald nichts mehr. Ok, no risk no fun: 2. ICSI mit Zyste. Die Hormondosis nochmal erhöht! Ich war sooo positiv gestimmt, richtig hoffnungsvoll. Selbst als es am Ende dann doch nur 6 EZ wurden (warum auch immer...) habe ich mich nicht unterkriegen lassen. Vielleicht habe ich mich auch ein wenig dazu gezwungen positiv zu denken, da ich alles andere nicht zulassen wollte. Die erste Mauer dieses persönlichen Schutzwalles stürzte dann mit dem Befruchtungsergebnis ein. Es waren nur zwei und gleichzeitig war es schwierig geeignete Spermien zu finden, sowie die Eizellen waren "nicht optimal" (wie jetzt?!?!?! ich kapiere es immernoch nicht...)... es bestand so wenig Hoffnung. Ich habe gespürt, dass hier gerade alles in die falsche Richtung läuft. Wir haben uns dieses Mal für einen Blasto-Transfer entschieden... es ging alles in die Hose, an Tag 5 hatten wir einen 3 und einen 6 Zeller die beide alles andere als Knusper aussahen. Aber den TF haben wir trotzdem gemacht. Es war eine Stimmung beim TF wie bei einer Beerdigung. Sonst sind alle gut gelaunt und machen Mut und diesmal wusste keiner so wirklich was gesagt werden soll. Ich verstehe bis heute nicht, warum der TF gemacht wurde... ich nehme an, dass es die Gesetze verbieten Embryonen einfach "wegzuwerfen" nur weil sie nicht ganz der Norm entsprechen. Meine Kiwu verwertet alles, anders als so manch andere Kiwus. Ich lese oft, dass man alle befruchteten EZ in die Entwicklung gibt, die besten zwei gehen zurück und der Rest? Irgendwo im Nirvana verschwunden. Keine Ahnung was besser oder richtig ist - es ist mir auch egal. Die Warteschleife war also genau die zwei Wochen vor Weihnachten. Ich hatte noch nie so eine traurige Vorweihnachtszeit. Kurz nach dem negativ brachen dann endgültig alle Dämme, ich habe drei Tage jeden Tag geweint, mein Mann auch. Es ist nicht nur, dass wir dieses Schicksal haben oder einfach die Tatsache, dass es nach drei TF noch nichtmal ansatzweise zu einem positiv gekommen ist. Nein, es ist das Gesamtpaket aus so vielen einzelnen Faktoren. Die Zysten, die wenigen EZ (nun sogar nicht so gute EZ?!?!), die hohen Hormondosen, die schlechte Spermienqualität, die schlechten Embryonenqualität... dazu das Gefühl, dass es bei allen Leuten die den gleichen Weg gehen schneller und vor allem besser klappt. In der Kiwu hat man zwangsläufig immer Frauen die parallel mit einem laufen - ihr kennt es bestimmt. Man sieht sie beim US und manchmal bekommt man mit was bei ihnen los ist. Und dann sieht man, wie sie schwanger werden, weil sie an deinem BT schon zum 1. US kommen - überglücklich ihr erstes Bild abfotografieren. Selbst wenn ich hier auf unsere Übersichtsliste gucke, es fällt auf, viele schaffen es schnell. Kaum einer braucht mehr als drei Versuche. Nebenbei werden im Umfeld plötzlich mehrere "aus versehen" schwanger - wusch noch ein Schlag ins Gesicht. Es tut so weh! Ich fühle so einen tiefen Schmerz über all die Erfahrungen und Erlebnisse. Manchmal, ihr merkt es evtl. ein wenig, fühle ich mich verarscht und kann nichts als lachen über die Situation. Manchmal bin ich so unfassbar wütend!!! Jetzt gerade fühle ich mich einfach nur leer. Ich versuche auch nun wieder das positive aus der Situation zu ziehen und denke darüber nach, was ich aus dem Erlebten lernen kann. Ich suche nach Lösungen für kleinere Probleme - ohne Garantie auf Erfolg aber wenigstens um etwas zu tun. Wir haben Termine bei Ärzten/Heilpraktikern um neue Wege einzuschlagen. Ich hoffe, dass die Kiwu uns eine IMSI vorschlägt. Aktuell ist für mich aber wichtiger die Zyste loszuwerden. Ich werde noch verrückt, ich merke sie jeden Tag und das lässt mich nicht zur Ruhe kommen. Für den nächsten Versuch werde ich wieder alles geben, ich kämpfe weiter. Auch wenn ich gemerkt habe, dass es Grenzen gibt. Und ich habe heute schon Angst vor diesen Grenzen zu stehen. Deshalb habe ich regelrecht Angst vor dem dritten Anlauf. Angst, dass es wieder in einer Katastrophe endet. Angst, dass wir wieder mit nichts da stehen und das, obwohl wir vorher alles mögliche vorbereitet haben was wir können.
Glaubt es mir oder nicht: Ich hatte so eine Ahnung. Schon vor 2,5 Jahren, als wir uns darauf einigten es nun zu versuchen war da so ein kleiner Knoten im Bauch. Erst nur eine Art Unsicherheit in der Form, dass ich mir irgendwie so gar nicht vorstellen konnte nun durch so ein bisschen geherzel ein Kind zu zeugen. Ich habe nicht "gefühlt", dass wir so zum Ziel kommen. Deshalb haben mich die späteren Arztbefunde zwar geschockt - weil ich nicht gedacht hätte dass es so gravierend sein würde (sowas passiert ja nur anderen) - aber nicht verwundert. Meinem Mann ging es auch so, da er schon immer den Eindruck hatte mit seinem Hoden stimmt etwas nicht (man kann den Schrumpfhoden gut erkennen wenn man weiß worauf man achten muss). Ich kann mich auch gut noch daran erinnern was ich damals gedacht habe, nachdem wir uns in alles eingelesen hatten was auf uns zukommen wird. Ich hatte von Anfang an dieses Gefühl, dass wir nicht zu den Glücklichen gehören würden bei denen das alles so super und schnell funktioniert. Ich wusste, dass wir kämpfen müssen. Es ist nichtmal so, dass ich daran verzweifle. Ich denke, dass jeder in seinem Leben mal an einem Punkt ist, wo lange und hart für etwas gekämpft werden muss. Ob es die Arbeit ist, das Partner finden, eine schwere Krankheit, der Verlust eines geliebten Menschen... oder eben der Kinderwunsch. Vielleicht kommt meine Ahnung auch daher, dass ich bis dahin in meinem Leben alles so super hinbekommen hatte und nun "dem Braten nicht mehr getraut habe". Es war wirklich so, mein Leben lief nahezu perfekt: Schule super, Ausbildung toll, Arbeit direkt gefunden, Mann gefunden ohne zu suchen, Haus gebaut, geheiratet... alles ohne Probleme an denen ich heute zehren würde. Ich wusste, es wird dieser Zeitpunkt kommen, an dem es nicht läuft wie geplant. Und ich plane so gerne. Da ist er nun, der Zeitpunkt wo kein Plan mehr Gewicht hat.
Ja, ich weiß, es geht anderen noch viel viel schlechter. In vielen Dingen, nicht nur Kinderwunsch. Manch einer würde vielleicht behaupten wir klagen auf hohem Niveau. Aber es ist egal, Trauer ist Trauer, Wut ist Wut, egal woher sie kommen. Wenn du kaputt bist, bist du kaputt. Der eine wird schon krank wenn bei der Arbeit mal das Telefon einmal zu viel klingelt, der andere geht nach einem 16 Stunden Tag noch eine Runde joggen.
Es tut mir so leid, dass das nun so lang geworden ist. Ich habe schon versucht mich zu bremsen. Ich erwarte wirklich keine Reaktionen, ich selber kann auch nicht mehr auf alles reagieren. Ich vermute mal viele finden sich in dem ein oder anderen wieder. Ich will mich auch wieder zurück ziehen, denn - ich möchte ehrlich sein - ich ertrage es nicht mehr, wenn es bei anderen klappt. Ich bin jemand der damit nicht umgehen kann und sich abkapselt um nicht verletztend zu werden. Diese (neue?) Seite mag ich nicht an mir, denn normalerweise bin ich ein sehr hilfbereiter und mitfühlender Mensch - egal ob Freude oder Trauer. Ich versuche nur irgendwie das Vergangene hinter mir zu lassen, um dann bald wieder hoffnungsvoll nach vorne schauen zu können.
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit