Krachbum hat geschrieben: ↑Donnerstag 10. Oktober 2024, 21:10
Wer sagt denn, dass man Kinder bekommen soll, auch wenn man keine will
- ein KIWU ist halt nicht immer schwarz- weiß. Im Allgemeinen KIWU Forum gibt es da schon diverse Threads (von mir und anderen), voll mit den Gedanken, die viele Frauen so umtreiben. Was mache ich denn, wenn ich JETZT keine Kinder will, aber mir zu sagen wir mal 80 % sicher bin, dass sich das in den kommenden Jahren nochmal ändern wird, aber weiß, dass ich biologisch betrachtet, nicht mehr unendlich viel Zeit habe? - Bei mir passen aktuell weder die äußeren noch die "inneren" Umstände.
Also habe ich zwei Möglichkeiten: Jetzt ein Kind kriegen, obwohl im Moment weder ich noch mein Partner uns das vorstellen können - und es quasi 50:50 steht, ob die Beziehung dadurch nicht sogar zerbrechen würde. Oder noch warten, in dem Wissen, dass es dann immer schwieriger wird.
Für mich ist Möglichkeit 2 das einzig Verantwortungsbewusste einem kleinen Menschen gegenüber. Wäre ich jetzt ungeplant schwanger, wäre das wieder etwas anderes, dann könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass ich mich vor dem Hintergrund meines Alters und des Wissens um meine hormonellen Problemchen FÜR das Kind entscheiden würde.
Allerdings schnüren mir diese Gedanken und dieser Druck gefühlt jeden Tag die Luft ab, als hätte ich komplett versagt im Leben - und es läuft ein Countdown, der mir aufzeigt, wie lange ich noch die Chance habe, das Ruder nochmal rumzureißen. Mit jedem dieser "dezenten" Hinweise, wie schwer es doch mit zunehmendem Alter wird usw. tickt dieser Countdown nochmal lauter. Ich empfinde das nicht unbedingt als hilfreich. Gestern war wieder so ein Moment, wo ich merke, wie mich all das wieder regelrecht depressiv macht (arbeitslos, ohne Aussicht auf Besserung, körperlich ALT - der eigene Freund 3 Jahre jünger... es ist einfach zu viel, was ich gefühlt innerhalb der nächsten, sagen mir mal 2 Jahre, auf die Kette kriegen müsste - um dann 35 zu sein und noch gerade in das Zeitfenster zu fallen, wo es ja auch schon schwierig und eigentlich zu spät ist. Mich persönlich motiviert das nicht und es weckt auch keinen schlummernden KIWU in mir. Und ich weiß, dass es vielen Frauen sehr ähnlich geht. Eine Bekannte ist jetzt 34 - gerade als der KIWU Thema wurde, hat ihr Freund sie verlassen. Ich glaube ich brauche nicht erwähnen, dass ein immer lauter werdender KIWU (sie wollte so "alt" gar nicht Mutter werden) für die Partnersuche nicht gerade förderlich ist. Panik ist kein guter Ratgeber.
Aber: wenn man Kinder möchte und weiß, dass man eingeschränkt ist oder vielleicht sogar beide Partner, ist es schlicht nicht klug, die Entscheidung aufzuschieben. Und aus Erfahrung kann ich dir sagen: eine lange Kinderwunschzeit mit dem Wissen, dass die Zeit knapp ist und dann auch noch Diagnosen eintrudeln ist sehr schlimm und psychisch extrem belastend. Es war so belastend, dass wir uns nach H's Geburt gegen ein zweites Kind entschieden haben, weil ich wusste, dass ich das nicht nochmal schaffe. Und das macht mich bis heute traurig.
Das kann ich verstehen. Jedoch gibt es hier halt auch den Rückschaufehler. Du kannst das aus heutiger Sicht so sehen. Eine Bekannte ist mit 28 Mutter geworden - und obwohl sie nebenbei Karriere macht und jetzt sogar nochmal ein Zweitstudium - sagt sie, dass sie es manchmal bereut, nicht noch etwas gewartet zu haben. Regretting Motherhood ist ja ein Thema, was lange ein Tabu war, mittlerweile aber immer "populärer" wird. Deshalb halte ich die Ansicht: "Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt und die Entscheidung für ein Kind ist immer die richtige" eben auch für zu kurz gedacht. Das mit dem Zeitpunkt stimmt sicherlich in gewisser Weise, man wird sich wohl nie hundertprozentig bereit fühlen. Trotzdem kann man hier eben auch nicht pauschal sagen, dass es immer die richtige Entscheidung ist, besser früh als spät Eltern zu werden. Das Ganze hat so viele Facetten, die Biologie ist halt nur EINE. Trotzdem wird das Ganze gefühlt immer darauf reduziert. Wäre es so einfach, würden nicht so viele Frauen damit struggeln.
Will sagen: Wenn man einen Kinderwunsch hat, sollte man den nicht aus "fadenscheinigen" Gründen ewiglich schieben.
Wenn nicht: auch gut
Was sind den "fadenscheinige" Gründe? Das ist doch sehr subjektiv. Ich selbst finde, dass ich das von Außen nur schwer beurteilen kann, selbst bei guten Bekannten kenne ich deren Beweggründe/Geschichte usw. nicht in aller Tiefe. Und ich frage mich, wie Frauenärzte/Mediziner das dann einschätzen wollen? Was weiß meine Frauenärztin denn über mich --> mein Alter, wie es um meine Gesundheit bestellt ist, in meinem Fall nicht mal, dass ich einen Partner habe. Das wars.
In besagten Artikeln (weiß nicht, ob jetzt Zeit oder Spiegel - kann bei Gelegenheit mal suchen) gibt es aber nur einen Tenor: Frauen schieben mittlerweile BEWUSST die Entscheidung für oder gegen Kinder auf, die Frau will Karriere "machen", sich ausleben usw. - für mich hat das einen sehr negativen Unterton und wird einfach der Lebensrealität und den teils bewegenden Geschichten vieler Frauen (auch hier im Forum) mE nicht gerecht. Zudem frage ich mich, wieso man dann bei so einem Thema neben Medizinern nicht auch Soziologen/Psychologen und/oder 2-3 "Betroffene" zu Wort kommen lässt. Für mich ist das schlechter Journalismus und Meinungsmache. Und es wird ein Bild geschaffen, mit dem ich mich nicht mal ansatzweise idenzifizieren kann. Ähnlich ging es mir auch als Single. Während ich seit ich 12 war immer nur EINE feste Beziehung wollte, war ich überall mit Bildern der egoistischen, ständig Party machenden Singlefrau konfrontiert.
Ich habe übrigens den gegenteiligen Eindruck, dass die Medien uns Frauen vorgaukeln, dass es völlig easy wäre auch noch im fortgeschritten Alter zwischen 35 und 45 Kinder zu bekommen. Das finde ich richtig schlimm.
Da gebe ich dir Recht, auch wenn ich davon bisher wenig mitbekommen habe, vielleicht auch, weil ich diese Art von Medien nicht konsumiere. Klar hört man immer mal wieder, sass xy mit so und so viel Jahren ein Kind bekommen hat. Aber zumindest mir ist schon sehr bewusst, dass das eher Einzelfälle sind. Ich sehe es eher so, dass mit spätestens 40 der Zug für mich abgefahren ist, wenn nicht sogar jetzt schon. Eine gesunde Balance wäre halt wichtig.
Edit: Rest entfernt