Dann misch ich mich doch auch mal in die wilde Häuslebauer-Planungs-Diskussion ein
@Bauen: Wir wollen in den kommenden Jahren auf jeden Fall auch in was Eigenes ziehen... Und da wir (wie viel hier) schon ziemlich konkrete Vorstellungen und Wünsche von Grundriss & Co haben, wird es wahrscheinlich auch wenig Sinn machen, was älteres Umzubauen. Freu mich jetzt schon wahnsinnig auf die Grundrissplanung mit dem Architekten
Wenn man sich mit etwas älterem zufriedne gibt und nicht sofort alles Kernsanieren möchte, kommt man mit einem Altbau sicherlich i.d.R. günstiger weg (+ meist größerer Garten). Da wir aber schon uns gerne selbst verwirklichen und 100%ig zufrieden sein wollen, wird ein Neubau sicherlich nicht teurer kommen - außerdem (wie Gans schon sagte) sind Installationen für Energie & Technik im Altbau meist nur aufwendig nachzurüsten.
FrecheGans hat geschrieben:Ich würde ja immer einen Hausbau einem Kauf vorziehen. Vielleicht auch durch mein Studium bedingt... Aber bei einem schon fertigen Haus, kauf man halt immer irgendwie die Katze im Sack, man kanns nur sehr eingeschränkt an seine eigenen Bedürfnisse anpassen... Man kann alles nach seinen eigenen Vorstellungen machen lassen und Hausautomatisierungen und umweltfreundliche Technologien sind deutliche einfacher und kostengünstiger einzuplanen als in Bestand.
@Baupfusch/Schimmel: Diesen Unsicherheitsfaktor kann man meiner Meinung nach (wenn man es falsch anstellt oder manchmal leider einfach nur furchtbar Pech hat) leider in beiden Fällen nicht ganz ausschließen. Vorteil eines Altbaus: man sieht die fertige Grundsubstanz vor sich und kann vor dem Kauf zusammen mit einem
seriösen Gutachter etwaige Risiken ganz gut einschätzen. Beim Neubau kann hingegen viel mehr unvorhergesehenes passieren - auf der anderen Seite kann man aber durch fachliche Begleitpersonen UND den eigenen Einsatz von vornherein möglichen Pfusch vermeiden... Hat vor diesem Hintergrund also sicher beides Vor- und Nachteile
FrecheGans hat geschrieben: Ich bin nicht unbedingt der Meinung, dass man als Bauherr jeden Tag vor Ort sein muss, wenn man einen fähigen Bauleiter hat (der meiner Meinung nach nicht unbedingt von der Baufirma kommen sollte). Ein guter Architekt, der die komplette Betreuung übernimmt, vertrauenswürdige Handwerker für jedes Gewerk an der Hand hat und regelmäßig auf der Baustelle präsent ist, ist sicher teurer aber auch deutlich besser als ein Laie, der den Handwerkern ständig über die Schultern schaut und im Endeffekt doch nur gefährliches Halbwissen besitzt.
Da muss ich leider aus (nicht ganz) eigener Erfahrung in Teilen widersprechen
Wir leben ja im selben Haus wie meine Schwiegis (denen das Haus auch gehört) und haben in den letzten Jahren (da seine Eltern das ganze aus div. Gründen nur teilweise selbst stemmen konnten, v.a. die Organisation und Überwachung der Baustellen lag überwiegend in unseren Händen
) doch echt viel Erfahrung mit Handwerkerkern und dem Bauen im Allgemeinen sammeln dürfen.
1. Wo du sicher recht hast: gute Handwerker, auf die man sich wirklich verlassen kann, sind echt Goldwert. Und ich bin jetzt schon froh, dass wir durch diese Umbauarbeiten schon einige sehr fähige Handwerker für unser eigenes Bauvorhaben an der Hand haben
2. Was wir aber durch unsere Nachbarn lernen mussten: man darf sich (wir haben das Vertrauen zumindest verloren) niemals voll und ganz auf einen baubegleitenden Experten (Architekten o.ä.) verlassen!
Kurze Geschichte zum Hintergrund: Wir wohnen in einem Reihenendehaus (aus dem 1970ern), die beiden anderen Reihenhäuser wurden vor wenigen Jahren von Familien gekauft und umfassend saniert mit KfW & Co. Im Zuge dessen hatten sie u.a. natürlich auch eine Dachdämmung vorgenommen und da beide Familien befreundet sind, das ganze von der selben Firma durchführen lassen. Fehler 1: dem billigsten Anbieter den Zuschlag gegeben
Als dann alles fertig war (gab damals aber schon kleinere Reibereien) was soweit alles okay. 2 Jahre später kam dann unser Dach dran (während der Schneeschmelze hatten wir plötzlich ne Tropfsteinhöhle in unsere Dachwohnung
--> Dach war nun definitiv fällig). Zum Glück haben meine Schwiegis (wenn sie denn mal was machen liesen
) immer auf gute, wenn meist auch nicht ganz billige Handwerker gesetzt. Als dann die Frage aufkam, wie wir brandschutztechnisch den Bereich überhalb der Brandschutzwand zum Nachbarhaus (Aufsparrendämmung) gestalten sollen, hatten wir bei den Nachbarn angefragt, wie das Problem denn zwischen ihren Dächern vor 2 Jahren gelöst worden war... Und dann begann das Chaos (zu lang um hier ausführen). Aber Ende vom Lied war: es kam heraus, dass die Handwerker damals sämtliche Lattungen, Dämmung & Co einfach über die Brandschutzwand!! verlegt hatten, sodass ein Brand in dem einen Haus katastrophale Folgen für die Nachbarn gehabt hätte
"Lustigerweise" wusste von diesen banalen Brandschutzanforderung aber
weder deren Dachdecker (unsere! Handwerker durften ihnen das erklären, dabei sagt das einem eigentlich der gesunde Menschenverstand, sollte man meinen)
noch der extra zur Baubegleitung engagierte Architekt Ich hatte den werten Herren dann die betreffenden Stellen aus der LBO (arbeitete damals selbst in einem Architekturbüro) zitiert und so wurde dann allmählich allen Beteiligten klar, dass sie verdammten Mist gebaut hatten. Schlussendlich musste deren Dachübergang komplett aufgerissen und neu aufgebaut werden (dann aber inkl. Brandschutzmatte
), sie hatten wochenlang wieder ein Gerüst im Garten stehen und natürlich immensen Ärger mit Architekt & Co
Hätten sie von vornherein eine gute und nicht einfach die billigste Firma genommen, hätten sie sich den ganzen Ärger (inkl. Rechtsstreit) erspart und schlussendlich hat ihr Dach mit Mängeln am Ende genauso viel gekostet hat wie unser Dach...
Wir haben daraus gelernt:
- niemals einfach nur auf den Preis im Kostenvoranschlag schauen, entsprechende Gegenleistung gibts niemals umsonst!!
- sicherlich einen Baubegleiter engagieren, ABER: unsere Nachbarn hatten den Fehler gemacht, sich blind auf diesen zu verlassen - dabei hätte (sorry liebe Nachbarn
, ihr seid wirklich die besten Nachbarn ever, aber das war damals einfach nix
), der gesunde Menschenverstand ausgereicht, um bei regelmäßiger Baubesichtigung diesen Pfusch zu erkennen
Da ist auch das schon angesprochene Laien-Halbwissen nicht immer so verkehrt, schließlich hinterfragt man mehr, um die Zusammenhänge zu verstehen und das ist sicherlich nicht immer das schlechteste... Also immer schön kritisch bleiben (man darf als Bauherr auch mal nerven, schließlich zahl man ne Menge Geld) und v.a. Präsenz auf dem Bau zeigen!!
@Gewährleistung/Eigenleistung: FrecheGans hat geschrieben:Außerdem muss man bei den Eigenleistungen aufpassen, dass dadurch die Gewährleistung der beauftragten Firma nicht flöten geht.
Jein... Klar kann man u.U. bestimmte Gewährleistungsansprüche dadurch verlieren. Aber ich formuliere es mal umgekehrt: in so vielen Fällen kann ein Bauherr bei Mängeln etc. im Nachhinein trotz Gewährleistung seine Ansprüche nicht/nur bedingt geltend machen. Entweder die Firma ist bis dahin insolvent (kommt garnicht so selten vor), der Handwerker streitet seine Verantwortung ab (häufig gehen die Gewerke eben auch Hand-in-Hand) und dann darf man sich mit mehrerer "Verantwortlichen" streiten, am Ende zahlt dann niemand
oder bei Auftauchen den Mangels ist die Frist schon angelaufen.
Die Diskussion Eigenleistung vs. "Fachman" hatten wir nämlich auch schon des öfteren mit unseren Schwiegis. Die wollen immer alles seeeehr korrekt mit Rechnung, Garantie & Siegel haben. Dafür haben sie in den vergangenen Jahren aber auch schon viele Geld liegen lassen
Als unsere Bäder saniert wurden, haben wir durchseboxt, dass alles übers Internet bestellt wird und ihr langjähriger Flaschner baut alles ein. Fazit: Hat alles super geklappt, wir haben sehr sehr viel Geld gespart und da wir wissen, dass er seine Arbeit gut macht, tut die fehlende Gewährleistung auch net weh.
ini_j hat geschrieben:...mit viel Eigenleistung - erstens aus Kostengründen und zweitens, weil man dann weiß, dass es gut gemacht ist
Bei Gewerken wie: Sanitär- und Heizungsinstallationen, oder Elektro würde ich die Hauptarbeit niemals selbst übernehmen, da hätten Fehler einfach zu weitreichende Folgen. Aber Fliesenarbeiten, Bodenverlegen, Trockenbau, Tapezieren, Streichen etc. würde ich immer wieder selbst machen. Bin da aber eh so perfektionistisch und mit Handwerkern oft nicht 100%ig zufrieden - da mache ich es lieber selbst, brauche zwar sicher länger, aber weil es das Eigene ist, gibt mach sich einfach viel mehr Mühe als ein Fliesenleger, der 30 Bäder im Jahr macht... Ich fürchte sowieso, wir werden mal nicht ganz so einfache Bauherren
- eben weil unsere Ansprüche sehr hoch sind, wir aber eben auch schon super viel selbst renoviert haben (inkl. Dachdämmung, Hausstreichen und quasi kompletter Innenausbau)
@Grundstück: wer bereits ein Grundstück besitzt - TOP
Spart natürlich jede Menge Geld. Meine Eltern wohnen eher ländlich und so durfte in besagtem 1000qm Garten aufwachsen
Das war einfach toll! Umgekehrt weiß ich jetzt auch die zentrale Lage zu schätzen
Da ich bestimmt nicht 200.000€ für ein handtuchgroßes Grundstück, wie viele Nachbarhäuser haben, ausgeben werde - müssen wir sicherlich etwas weiter weg aus der Stadt. Da mein Freund aber die Vorteile einer guten Lage schätzt, wir das sicherlich auf einen Kompromiss aus Größe vs. Stadtnähe rauslaufen. So 700-800qm Garten fände ich aber schon toll
@Neubaugebiet: Das ist natürlich wirklich der Vorteil wenn man im Bestand baut: man kennt schon seine Nachbarn und v.a. kann einem nachträglich nicht mehr die Sicht verbaut werden
Daher wäre ne Baulücke ehrlich gesagt mein Favorit, wobei ich auch nicht in eine "Greisensiedlung"
mit allen damit verbundenen Nachteilen (
Ayla hatte dazu ja auch schon geschrieben), ziehen möchte... Umgekehrt finde ich zwar Neubaugebiete in der Hinsicht toll, dass dort viele junge Familien leben, aber man muss sich auch vor Augen halten, dass auch diese Gebiete altern. Und gerade bei einer solchen homogenen Bevölkerungszusammensetzung altert meist das ganze Quartier, sodass in 30 Jahren auch hier wieder nur Rentner leben
Eine vernüftige soziale Mischung wäre daher schon prima! Außerdem nervt mich an Neubaugebieten ihre Austauschbarkeit (gilt sicher nicht für alle, aber so ist doch häufig der Gesamteindruck): Jedes Haus gleicht dem anderen total Zum Glück gibts die Hausnummern
), kaum Individualität, häufig bauen große Bauträger gleich 5 Häuser von der Stange nebeneinander und einfach die "Seele" fehlt diesen Quartieren zumindst in den ersten 5-10 Jahren total. Sieht ja alles aus wie im Katalog
Also alles nicht so einfach die Frage nach dem Wo & Wie
Aufgrund meines fachlichen Hintergrunds kann ich zum Thema Sichtverbauen
Gans nur zustimmen: Zumindest in Neubaugebieten gibt es IMMER einen B-Plan, welcher so detailliert Rückschlüsse auf die Nachbargrundstücke zulässt, dass man hier keine bösen Überraschungen erleben dürfte! Nur im Bestand (Bebauung nach § 34 BauGB) richtet sich die Bebaubarkeit ausschließlich nach den örtlichen Bauvorschriften und diese lassen zumeist deutlich größere Spielräume als ein B-Plan zu. Hier muss man sich also einfach im Voraus gut informieren, dann erlebt man (meist) keine bösen Überraschungen
Verdammt ist das lang geworden..
Aber ist ja auch so ein spannendes Thema (über das man sich einfach niemals genug Gedanken machen kann) PUNKT!