So ihr Lieben... wer sich den Roman bis zum Ende durchliest, kriegt nen Keks
Ist aber eher ein Krimi als ein Roman...
Eigentlich weiß ich gar nicht recht, wo ich anfangen soll. Wir hatten letztes Jahr nach einem neuen Auto gesucht, das dann der neue Familienwagen werden sollte (wenn es denn klappen würde). Budget war aber in gewissem Rahmen begrenzt, trotzdem wollten wir was hochwertiges, wovon wir lange was haben. Hatten dann was passendes gefunden, allerdings nicht hier in Hannover, sondern bei einem Händler in Bielefeld. Naja, was solls... Wir waren letzten Oktober dort das Auto anschauen. Die sagten uns, bis auf paar Kratzer halt ist der Wagen in Ordnung. Wir haben ihn dann auch genommen, mussten aber noch 3 Wochen warten, bis wir ihn mitnehmen konnten.
Nach kurzer Zeit stellten wir erhebliche Mängel fest – der Wagen verlor massiv Öl, die Handbremse funktionierte kaum (man musste sie mit Gewalt bis zum Anschlag hochziehen, damit der Wagen nicht rollte), die Scheibenwischanlage war kaputt und das Fenster hinten links ließ sich auch nicht richtig hoch und herunter lassen, der Außenspiegel verstellte sich immer, wenn man den Rückwärtsgang einlegte. Wir hatten das Auto vom Meister in der Werkstatt unseres Vertrauens anschauen lassen. Der stellte fest, dass die Zylinderkopfdichtung kaputt ist und eine Motorwäsche gemacht wurde, um den Ölverlust zu vertuschen (!). Die Reparatur-Kosten schätzte er auf mindestens 4000-5000 €, eventuell auch bis 8000 €. Wir hatten für den Wagen knappe 9000 € bezahlt - Listenpreis für dieses Modell in dem Alter und guten Zustand.
Dennoch hatte das Auto in der Zeit zwischen Kauf und Abholung mit diesen ganzen Mängeln frisch TÜV bekommen – uns ist rätselhaft, wie das sein kann. Der TÜV-Prüfer, der das Auto so durchgewunken hat, wird auch noch von uns hören.
Wir haben uns dann mit dem Händler in Verbindung gesetzt, mit dem Hinweis dass wir auf das Auto angewiesen sind. Uns wurde vorgeschlagen, wir könnten das Auto ja morgens hinbringen und abends wieder mitnehmen. In Hinblick darauf, dass eine längere Fahrt über die Autobahn mit einem Öl tropfenden Wagen unverantwortlich ist, haben wir das abgelehnt. Dann wollten sie das Auto abholen lassen – sollte theoretisch noch vor Weihnachten 2016 passieren. Tatsächlich war das dann erst im Januar 2017. Und die „Reparatur“ dauerte dann nicht einen Tag, sondern zwei Wochen. Ein Ersatzfahrzeug bekamen wir für diese Zeit auch nicht zur Verfügung gestellt. Auf Nachfragen hin konnte man uns entweder keine Auskunft geben oder wir wurden vertröstet. Alles nur so vage Angaben, wie die Werkstatt hat sich auch noch nicht gemeldet, wir wissen es nicht, der Chef ist nicht da...
Nach zwei Wochen hieß es dann, wir könnten das Auto abholen. Da sind wir dann am Samstag hingefahren. Ich habe nachgehakt, wie das sein kann, das solche Mängel nicht aufgefallen sind. Es hieß nur, könnte man halt nicht drin stecken, ist ein Gebrauchtwagen, hätten sie nicht gemerkt, sie kennen sich damit auch nicht so aus, wären da nur Laien?! Ein Autohändler, der also (angeblich) keine Ahnung von Autos hat? Das ist doch auch mal was Neues
Ich habe auch angesprochen, dass sie dem Wagen ja vor Abholung durch uns neu TÜV machen lassen haben, und wie es sein kann, dass der überhaupt TÜV bekommen hat. Antwort war, damit hätten sie nichts zu tun, das wäre das Problem der TÜV-Prüfstelle. Die Schuld an der kaputten Scheibenwischanlage wollten sie ebenfalls uns unterschieben, mit der Begründung, da hätte jemand Spüli reingeschüttet (am Telefon). Beim persönlichen Gespräch hieß es dann aber auf einmal, das wäre durch die Kälte geplatzt. Dass es im September/Oktober (vor dem Kauf) so kalt noch nicht gewesen sein kann, lasse ich mal dahingestellt. Bei uns hat sie jedenfalls nicht einmal funktioniert. Wurde dann repariert, soweit so schön. Aber, wie uns schien, wurde nichts eingefüllt, es kam zumindest nichts raus. Nach der Fahrt fiel uns auf, dass sehr wohl Flüssigkeit eingefüllt wurde, aber wohl welche ohne Frostschutz, die war dann eingefroren. Nachdem man uns noch darauf hingewiesen hatte, finde ich das schon… nun ja, kurios.
Auf mehrmaliges Nachfragen, ob der Schaden im Motor repariert wurde, wurde immer vom Thema abgelenkt beziehungsweise ausgewichen, und Unterlagen über die erfolgte Reparatur gab es auch nicht, die Rechnung wäre noch nicht eingegangen. Auf der Heimfahrt stellten wir auch fest, warum – weil der Wagen nämlich schon wieder eine Menge Öl verlor, mindestens so schlimm wie vorher. Ein Blick unter die Motorhaube genügte - der ganze Motorraum war voller Ölpfützen, selbst für absolute Laien erkennbar. Ob schlichtweg nichts außer einer erneuten Reinigung des Motors gemacht wurde oder nur stümperhaft repariert wurde, muss noch geklärt werden. Kurz gesagt, der Wagen ist in diesem Zustand nicht nur unbrauchbar, sondern auch gefährlich wegen des auf die Straße laufenden Öls. Die hintere linke Scheibe und die Sache mit dem Spiegel sind auch nicht behoben. Das einzige, was tatsächlich wieder funktioniert, ist die Handbremse.
Aber das ist noch nicht das Ende dieser seltsamen Geschichte... gestern beim Schreibtisch sortieren, fiel mir eine Kopie des Fahrzeugbriefs in die Hand. Und ein Vermerk "Ersatz für den eingezogenen und vernichteten Fahrzeugbrief..." Da habe ich dann nochmal genau hingeschaut. Und mir fiel noch etwas auf: Die Zulassung auf die vorherige Eigentümerin war am 31.08.16 erfolgt, wir haben den Wagen am 01.10. gekauft und hatten ihn schon etliche Tage vorher im Internet beobachtet. Da liegt nur ein Monat dazwischen! Das hat mich dann veranlasst, mal einen Brief an die Voreigentümerin zu verfassen, mich interessiert brennend, was die so zu erzählen hat... Wir waren heute auch bei der BMW-Niederlassung Hannover, um mal checken zu lassen, ob zumindest der Kilometerstand stimmt, da erstmal keine Auffälligkeiten.
Nun hatten wir auch, nach einem unverschuldeten Unfall im Oktober 16, in unser neues Auto eine sehr gute Dashcam eingebaut, die automatisch (nach vorne und nach hinten) filmt, sobald der Motor an ist. Das gespeicherte Videomaterial habe ich mir dann letzte Nacht mal reingezogen. Auf gehts ins Kurios-bis-unfassbar-Kabinett:
- Obwohl für fremde Fahrer kein Versicherungsschutz besteht, kurven die fröhlich mit dem Wagen durch die Gegend. Und der Fahrer telefoniert während der Fahrt - privat.
- Uns wurde gesagt, dass erst eine "professionelle Motorwäsche" gemacht werden musste, um das Leck zu finden. Auch die wurde eindrucksvoll aufgezeichnet - die fand in einer SB-Waschanlage statt. Einfach Motor mit dem Schlauch abspritzen, passt doch!
- Anschließend nach der Wäsche wurde das Auto im Dunkeln vor dem Tor der Motorenwerkstatt geparkt, ein Typ machte die Außenbeleuchtung an, öffnete etwas im Motorraum und fummelte dann noch kurz mit einem Akkuschrauber rum. War das dann die "Reparatur"?!
- Die vermeintlichen tollen Werkstätten waren allesamt in irgendwelchen Hinterhöfen, sahen eher aus wie Garagen, nicht wirklich professionell.
- Ein Typ meinte "oh, Rückleuchte hinten ausgefallen!" - ausgetauscht wurde sie natürlich nicht.
- Die Typen in den Werkstätten machten alle nicht den Eindruck, als hätten sie sonderlich viel Ahnung und unterhielten sich auf - wir vermuten türkisch.
- Einer fummelte lange Zeit am und im Kofferraum rum, obwohl es da überhaupt nichts zu reparieren gab.
- Die Reparatur der Wischanlage war auch zu sehen - und wie anschließend eine kleine Menge einer blauen Flüssigkeit und dann etliches an Wasser aufgefüllt wurde. Das erklärt auch, warum es eingefroren war...
- Zu guter Letzt, die Daten auf den Videos passten Null zu dem, was die uns am Telefon sagten, wo der Wagen gerade ist und was damit gerade gemacht wird. Aber das wundert mich dann auch nicht mehr.
Tja, wir haben dann morgen einen Termin bei einem Anwalt, der auf solche Fälle spezialisiert ist. Ich bin gespannt.
So, jetzt gibts Kekse für alle
Falls es wirklich jemand so weit gelesen hat