Evi du beschreibst das was bei mir auch oft abgeht... Maskieren kostet so mega viel Kraft aber irgendwie "muss" man es um durch den Alltag zu kommen. Ich könnte manchmal auch einen Wutanfall wegen Kleinigkeiten bekommen und fresse das nur in mich rein, um Frieden zu wahren. Ich weiß auch nicht so richtig wie das weitergehen soll... Vielleicht stückweise Strategien zur Entspannung suchen und Urlaub alleine oder so? Keine Ahnung... Vielleicht hat ja noch jemand anderes Tipps
Ich habe allerdings schon das Gefühl, dass es zumindest ein wenig besser ist, seit ich bei der Psychologin war und das Ergebnis auch mit meinem Freund besprochen habe. Das Ironische ist, dass wir all die Jahre davon ausgegangen sind, dass er sehr sicher auf dem Spektrum ist (ohne offizielle Diagnose), aber ich nicht, oder maximal ein paar traits habe. Jetzt denken wir vermehrt darüber nach und uns fällt auf, dass wir fast entgegengesetzt sind in unseren Stärken/Schwächen. Ich bin sehr gut in sozialem Kontakt (im Zweifel wirke ich extrem schüchtern, in neuen Praktikums-/Arbeitsstellen rede ich oft die erste Woche so gut wie gar nicht, bis ich mich ein wenig eingefunden habe, nicht weil ich Angst habe, sondern weil ich nicht weiß, was ich zu wem sagen soll, wenn ich die Leute nicht kenne und es mich sehr irritiert, nicht zu wissen, wer welche Funktion hat), auch wenn es mich enorm anstrengt und ich einen deutlich kleineren sozialen Akku habe als er. Da ist er schwächer, erkennt social cues nicht gut, wirkt schnell unhöflich oder arrogant, ohne es zu wollen. Dafür brauche ich enorm viel Zeit für mich alleine, bin auffällig tollpatschig und v.a. konfus und vergesslich, außerdem habe ich Probleme mit Handlungsplanung, Beginn/Ende von Handlungen, teilweise Impulskontrolle usw. (Stichwort Chaos, Wohnung putzen, Haushaltssachen).
Seit mir die Quasi-Diagnose mitgeteilt wurde, versuche ich, Dinge auch dann zu äußern, wenn sie mir bisher viel zu peinlich und unangenehm waren, z.B. dass ich jetzt bitte alleine in der Küche sein möchte oder dass wir bitte nochmal gemeinsam in den Buchladen gehen müssen, weil ich überstimuliert war und nur für eine Person (anstatt zwei) ein Weihnachtsgeschenk habe kaufen können. Ich habe immens Angst, andere Leute zu verletzen oder zu beleidigen oder "komisch" zu wirken (ich sehe da auch deutliche Gründe für durch meine Erziehung). Aber mein Freund gibt mir jetzt auch mehr Vorlagen - z.B. habe ich gestern gelesen, als er zu mir kam, um zu essen, und er hat mich gefragt, ob ich jetzt lieber lesen oder lieber reden möchte. In dem Moment war beides okay. So etwas ist sehr angenehm.