Guten abend Ihr Lieben,
Ich möchte doch nochmal etwas dazu sagen, weil mir das ganze irgendwie zu postfaktisch ist. Damit möchte ich niemanden persönlich angreifen, aber darauf verweisen, dass oft "Meinungen" oder "Hören-Sagen-hab-ich-irgendwo-gelesen" oft als
die Wahrheit in Umlauf gebracht wird.
Zum Thema weiblicher Orgasmus und Fertilität bzw. Befruchtungswahrscheinlichkeit.
Zugegebenermaßen ist die Studienlage hier sehr dünn aber ich habe mir mal die Mühe gemacht und habe recherchiert.
Es gibt ja die s.g. "Saugtheorie". Sprich der Mann kommt zuerst, dann die Frau und durch die Kontraktionen des Orgasmus werden die Spermien effektiver in den Muttermund und in die Gebärmutter befördert. Das wurde in genau
einer britischen Studie "nachgewiesen". Mehrfach zitiert in Zeitungen (sogar SZ) aber nie mit genauen Angaben (Anzahl Personen, Mess-Methoden etc.) oder gar einer Quellenangabe. Bzgl. der Schwangerschaftsraten wurden gar keine Angaben gemacht. Finden konnte ich diese Studie nicht, vielleicht hat sonst jemand mehr Erfolg...
Mir ist aber folgendes in die Hände gefallen:
"No direct relationship between human female orgasm rate and number of offspring"
Highlights
• Female orgasm rate is weakly but significantly correlated with number of children.
• This correlation is eliminated when confounders are controlled for.
• There is no genetic correlation between orgasm rate and number of children.
• It is unlikely that female orgasm functions to enhance fertility.
Sprich:
1. es gibt zunächst einen schwachen aber signifikanten statistischen Zusammenhang/Korrelation (nicht Kausalität!) zwischen der Orgasmusrate bei der Frau und der Anzahl von Nachkommen.
2. Unter Betrachtung von Störfaktoren (Umweltfaktoren) ist diese sehr schwache Korrelation dahin.
3. Genetische Untersuchungen brachten erst gar keine Korrealtion hervor.
Es handelte sich hierbei u.A. um Zwillingsstudien und es wurden 8000 (!) Frauen einbezogen. Das ist doch schonmal eine Hausnummer.
und, wenn wir schon die Evolution ins Spiel bringen wollen:
"The Evolutionary Origin of Female Orgasm"
in diesem Artikel geht es (super knapp zusammengefasst) um folgendes: es gibt Tiere, bei denen durch den Orgasmus/Geschlechtsverkehr der Eisprung ausgelöst wird und es wird vermutet, dass beim Menschen und einigen Primaten der Orgasmus ein Relikt aus einer Zeit ist, als das bei unseren Vorfahren auch noch so war. Spannende Theorie wie ich meine.
Es handelt sich hierbei um vernünftige, geprüfte wissenschaftliche Veröffentlichungen.
Zum Thema Evolution und Sinnhaftigkeit
Da ich aus diesem Forschungsbereich komme, ist es mir dann doch wichtig etwas klar zu stellen: Evolution ist kein gerichteter sondern ein zufälliger Prozess, hervorgerufen durch zufällige genetische Mutationen! Da denkt sich die Natur nicht irgendetwas aus
Und durch evolutionäre Entwicklung ist schon eine Menge sinnfreier Kram hervorgekommen... Nur durch die folgende Auslese, also durch die Nachteiligkeit eines Merkmals, sind solche Merkmale wieder verschwunden. Merkmale, die nichts bringen aber auch nicht stören überleben diesen Prozess über die Jahrtausende logischerweise manchmal.
Sinnhaftigkeit von LH-Tests, ZS und ehm
Hat man den für sich richtigen Test (passende Empfindlichkeit), wendet die Tests richtig an (messen zur gleichen Tageszeit, nicht mit Morgenurin wegen der schubweisen Ausschüttung) und sind sonst keine "Einschränkungen" wie z.B. PCO (so weit ich weiß sind hier mehrere LH-Maxima im Zyklus möglich), kann man hier durchaus seine fruchtbare Zeit und den folgenden Eisprung gut abschätzen (im Schnitt 24h nach LH-Maximum).
Und wie ich schon schrieb ist dann der folgende Zeitpunkt der ehm sehr individuell - bei manchen früher, bei manchen später. "Wichtiger" als die Temperatur ist hier der fruchtbare Schleim und eventuell Unterstützung durch LH-Tests.
Hinzu kommt, wie schon erwähnt, dass Spermien im Schnitt 3 Tage im hochfruchtbaren ZS bzw. dann im Eileiter überleben (dort warten die Spermien dann nämlich auf das Ei)
Aussagen wie "tooootal wichtig" (Thema Orgasmus) oder "nur zeitgenaues Pimpern kurz vor der ehm macht schwanger" sind a) falsch und b) setzen unnötig unter Druck.
Achso und in dem Zusammenhang:
hibbeltrine hatte genau 1mal länger als 3 Tage vor der ehm GV (nämlich 4 Tage), sonst immer in einem Zeitraum von 1 bis 3 Tagen vor der ehm. Also wirklich nahezu immer perfektes timing. Nämlich:
aus
https://www.mynfp.de/wahrscheinlichkeit-schwangerschaft" target="blank folgende Abbildung:
Abbildung: Grün = Tag mit der höchsten Wahrscheinlichkeit: 1 Tag vor dem Temperaturanstieg (1. höhere Messung).
Also ich weiß wirklich nicht
Cyanistes, wie du zu der Aussage kommst, die Hälfte der Zyklen wären verschwendet. Das ist de facto nicht richtig.
Puhhh, sorry liebe Leute aber das musste raus und ich hoffe ich konnte auch den ein oder anderen hilfreichen und entspannenden Input liefern.
LG und einen schönen und friedlichen Feierabend, vielleicht sogar einem schönen und entspannenden Herz zu unpassendster Zeit im Zyklus